Die Berliner stellen dem Gesundheitswesen in der Stadt insgesamt ein gutes Zeugnis aus. Vor allem die Hausärzte erhalten eine gute Note, und zwar unabhängig davon, ob die Patienten gesetzlich oder privat versichert, ob sie alt oder jung oder ob sie gut gebildet sind oder einen weniger hohen Schulabschluss haben. Aus Sicht von 28 Prozent der Befragten arbeiten die Hausärzte sehr gut, 48 Prozent bewerten sie mit gut, zwölf Prozent mit befriedigend. Insgesamt erhalten die Hausärzte die Durchschnittsnote 1,9. Wirklich unzufrieden mit ihrem Hausarzt sind nur fünf Prozent der Befragten.
Das sind Ergebnisse des Berlin Trends der Berliner Morgenpost und der RBB-Abendschau. Infratest dimap befragte dafür vom 30. November bis 3. Dezember 1000 wahlberechtigte Berliner.
Etwas weniger positiv als mit den Hausärzten sind die Erfahrungen der Menschen mit den Fachärzten. Die Spezialisten werden von den Berlinern insgesamt mit 2,3 bewertet. 13 Prozent benoten die Fachärzte mit sehr gut, 50 Prozent mit gut. 22 Prozent der Befragten vergeben ein "Befriedigend". Sechs Prozent haben das Wirken der Fachärzte als ausreichend wahrgenommen, jeweils ein Prozent vergeben die Noten Fünf und Sechs.
Das Bild, das die Fachärzte bei den Patienten hinterlassen haben, ist aber weniger einheitlich positiv als das der Hausärzte-Kollegen. Gesetzlich Versicherte haben insgesamt einen schlechteren Eindruck als Privatpatienten. Mitglieder von AOK, Technikerkasse & Co vergeben den Fachärzten zu 61 Prozent die Noten gut oder sehr gut. Privatversicherte haben einen deutlich besseren Eindruck und gaben zu 77 Prozent bei der Umfrage eine der beiden Bestnoten (gut oder sehr gut).
Die Ergebnisse der Umfrage bestätigen offenbar den landläufigen Eindruck, dass Privatpatienten besser versorgt werden als gesetzlich Krankenversicherte. Die Privatversicherten erhalten deutlich schneller einen Termin bei einem Spezialisten. 90 Prozent der Privatpatienten warten weniger als zwei Wochen darauf, beim Facharzt vorgelassen zu werden. Unter den gesetzlich Versicherten bekommt nach der Umfrage nur jeder Zweite so schnell einen Termin.
Schlechter als die niedergelassenen Mediziner schneiden die Krankenhäuser in der Stadt bei den Berlinern ab. Die Kliniken bekommen aber trotzdem noch die positive Durchschnittsnote von drei plus (2,8). Gut oder sehr gut bewertet aber nur jeder dritte Befragte die Krankenhäuser, die im vergangenen Jahr in Berlin laut Statistischem Bundesamt 771.000 stationäre Behandlungsfälle verzeichneten. 30 Prozent der Befragten vergaben eine Drei, elf Prozent eine Vier. Wirklich schlechte Erfahrungen machte offenbar nur eine Minderheit. Aber nur für vier Prozent sind Berlins Krankenhäuser mangelhaft oder ungenügend. Ältere Berliner schätzen die Krankenhäuser häufiger gut oder sehr gut ein als jüngere, Männer sind etwas weniger kritisch als Frauen. Die Art der Versicherung spielt dabei kaum eine Rolle. Viele Berliner sind außerdem offenbar so gesund, dass sie keine Erfahrungen mit den Krankenhäusern sammeln mussten. 22 Prozent sagten, sie könnten sich kein Urteil erlauben.
In Sachen Transparenz spiegelt die Umfrage wider, was auch Berlins Patientenbeauftragte Karin Stötzner schon länger fordert: den Wunsch der Patienten nach besseren Informationen und mehr Beratung. Die Berliner wollen laut Berlin Trend wissen, welche Krankenhäuser mit ihren Therapien erfolgreich sind und welche Komplikationen nach Behandlungen dort aufgetreten sind. 75 Prozent sagten, sie seien dafür, dass die Kliniken entsprechende Qualitätsberichte veröffentlichen. 19 Prozent sprachen sich dagegen aus. Der Wunsch nach Transparenz ist unter jüngeren Befragten noch weiter verbreitet. In der Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen wollen 84 Prozent mehr Informationen über das, was die einzelnen Krankenhäuser tatsächlich leisten.