Angestellte im Gesundheitswesen und der öffentlichen Verwaltung haben in Berlin einen besonders hohen Krankenstand. Im Vergleich zum Bundesdurchschnitt sind die Beschäftigten in Berlin und Brandenburg aber auch generell öfter krank. Und psychische Krankheiten sind inzwischen der Hauptgrund dafür, wegen Erwerbsunfähigkeit in Rente zu gehen. Das geht aus dem Gesundheitsbericht hervor, den Berlin und Brandenburg am Dienstag gemeinsam vorgestellt haben.
"Im vergangenen Jahr sind in Berlin und Brandenburg 25 Millionen Arbeitstage verloren gegangen", sagte Rolf Müller von Health Capital Berlin-Brandenburg, dem Netzwerk der Gesundheitswirtschaft in der Region. "Das ist ein enormer volkswirtschaftlicher Verlust", sagte Müller weiter. Berlins Gesundheitsstaatssekretärin Emine Demirbüken-Wegner (CDU) sagte, es müsse genauer untersucht werden, warum die Krankenstände in der freien Wirtschaft geringer seien als in der öffentlichen Verwaltung.
Für den Bericht haben sechs gesetzliche Krankenkassen und die Deutsche Rentenversicherung Daten aus den vergangenen drei Jahren geliefert. Weil so gut 71 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten der Region erfasst würden, habe der Bericht "sehr hohen Aussagekraft", hieß es. Nicht erfasst sind Beamte.
Im Bundesdurchschnitt waren 2011 täglich 3,8 Prozent der Beschäftigten krank, in Berlin waren es 4,7, in Brandenburg 5,1 Prozent. Die Tendenz ist überall steigend. In der Verwaltung liegen die Werte in Berlin noch einmal deutlich über dem Durchschnitt. Hier fehlten täglich 7,3 Prozent der Beschäftigten krankheitsbedingt. Auch die Gesundheits- und Sozialbranche hat Krankenstände zwischen sechs und sieben Prozent. Am stärksten belastet sind Krankenpflegeberufe, Hebammen, Sozialarbeiter und Erzieher. Die niedrigsten Krankenstände haben Fachleute für Datenverarbeitung (drei Prozent) und Sprechstundenhilfen (3,6 Prozent).
Insgesamt sind die häufigsten Krankheitsursachen Atemwegs- und Muskel-Skelett-Erkrankungen. Am längsten fallen Mitarbeiter wegen Krebserkrankungen und psychischen Krankheiten aus.
Den wachsenden Anteil psychischer Probleme, der besonders häufig mit dem Verlust der Erwerbsfähigkeit einhergeht, nannte Brandenburgs Staatssekretärin für Gesundheit, Almuth Hartwig-Tiedt (Linke) "alarmierend". Druck und Personalabbau seien mögliche Gründe, hieß es. Ziel müsse es sein, den Umgang mit psychischen Belastungen in der Arbeitswelt besser zu regeln. Eine Bundesratsinitiative Brandenburgs will etwa das Arbeitsschutzgesetz entsprechend ändern.