Serratien-Keime

Senatorin ruft Charité-Aufsichtsrat zur Sondersitzung

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Die Führungsspitze der Charité muss bei einer Sondersitzung des Aufsichtsrats über ihre Konsequenzen aus dem Befall von Serratien-Keimen ihrer Frühchen-Stationen auf dem Campus Virchow berichten.

Wissenschaftssenatorin Sandra Scheeres (SPD) erwarte bei dem Treffen Antworten auf die vielen offenen Fragen rund um den Fall, hieß es am Dienstag aus der Wissenschaftsverwaltung. Zudem müsse die Universitätsklinik einen "sauberen Zeitplan" vorlegen, wann welche Erkenntnisse vorgelegen hätten, wann welche Tests durchgeführt worden seien und welche Informationen zwischen Charité und Herzzentrum, wo Anfang Oktober ein mit Serratien befallenes Baby gestoben war, geflossen seien.

Der Leichnam des Babys, das schwer herzkrank im Herzzentrum operiert worden war und wenig später starb, wurde exhumiert und obduziert. Ergebnisse lagen aber nach Angaben der Staatsanwaltschaft am Dienstag noch nicht vor. Die Behörde ermittelt wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung. Um die Todesursache sicher klären zu können, hatte das Amtsgericht Tiergarten angeordnet, das bereits auf dem muslimischen Friedhof am Columbiadamm beerdigte Kind in der Gerichtsmedizin zu untersuchen. Nach der Operation mussten die Ärzte den Brustkorb des Kindes offen lassen, weil das Herz angeschwollen war. Die Mediziner schalteten dann im Einverständnis mit den Eltern die lebenserhaltenden Apparate ab. Im Totenschein wurde ein "natürlicher Tod" vermerkt. Drei Tage später offenbarte ein Testergebnis jedoch, dass das Kind mit Serratien besiedelt war.

In der Charité wurde am Dienstag ein frühgeborenes Baby vorgestellt, das gesund entlassen worden war, obwohl es zu den insgesamt 22 mit den Serratien-Darmkeimen besiedelten Patienten gehörte. Das Kind leidet nun an einem Infekt der oberen Luftwege. Es gehe ihm aber gut, teilte die Universitätsklinik mit. Es könne sich um eine Erkältung handeln. Weil es sich um ein Frühchen handele, werde es aber stationär beobachtet.

Die anderen sechs Babys, die nach dem Befall durch den leicht übertragbaren Keim an Infektionen leiden, seien weiterhin in einem stabilen Zustand, so die Charité. Sie würden intensiv beobachtet und entwickelten sich gut. Neue Fälle seien nicht aufgetreten.

Unterdessen suchen Charité, Gesundheitsamt und Spezialisten vom Robert-Koch-Institut und des Landesamtes für Gesundheit und Soziales weiter nach der Ursache der Keimübertragung. 200 Proben aus den betroffenen Krankenhausstationen wurden untersucht. Sie haben laut dem Bezirksamt Berlin-Mitte noch nicht zu einem "richtungsweisenden Ergebnis" geführt.

( jof/dpa )