Reform

SPD-Gesundheitsexperte fordert ein neues Hygienegesetz

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Nach der tödlichen Infektion eines Frühchens im Herzzentrum der Berliner Charité Anfang Oktober geht die Suche nach der Ursache für den Säuglingstod weiter.

Das Thema Hygiene beschäftigt heute auch den Gesundheitsausschuss des Berliner Parlaments. Dort will der Gesundheitsexperte der SPD-Fraktion, Thomas Isenberg, "dezidierte schriftliche Berichte und Beweise fordern, was wann und wo passiert ist", sagte er der Berliner Morgenpost. Absolute Transparenz sei notwendig. Außerdem behalte er sich vor, eine Offenlegung weiterer Akten zu fordern, wenn er das Gefühl habe, nicht alle Fragen seien aufgeklärt. Das Vertrauen der Bevölkerung in das Gesundheitssystem sei schwer beschädigt und müsse dringend wiederhergestellt werden. Der Gesundheitsexperte will zudem ein verbessertes Infektionsschutzgesetz im Ausschuss diskutieren. Denn die bestehende Hygieneverordnung des Landes Berlin, die erst Mitte des Jahres 2012 in Kraft getreten war, reiche offensichtlich nicht aus. Für den Bürger müsse zum Beispiel deutlich ersichtlich sein, wie gut ein Krankenhaus in Sachen Hygiene abschneide - oder wo es Mängel gebe. Eine entsprechende Bundesratsinitiative solle vom Land Berlin vorangetrieben werden. Der Todesfall in der Charité sei dabei nur ein erneuter Anlass gewesen, das Thema Hygiene in Krankenhäusern zu diskutieren. Denn auch bundesweit könnten durch gründlichere Sauberkeit bis zu fünfzig Prozent der Todesfälle durch Infektionen in Krankenhäusern verhindert werden, wie Gesundheitsexperten laut Isenberg behaupten.

Auch der Bürgermeister des Bezirks Mitte, Christian Hanke (SPD), sagte im Gespräch mit der Berliner Morgenpost, er wolle an der Sache weiter dranbleiben. "Wir brauchen eine Gesamteinschätzung der Ursachen für Todesfälle auf der Frühchenstation der Charité." Denn das am 5. Oktober im Herzzentrum gestorbene Baby war zwar an der Serratien-Infektion erkrankt. Diese war nach Angaben des Gesundheitsamts aber nicht ursächlich für den Tod gewesen.

Hanke betonte jedoch auch, es gehe zunächst nicht um Schuldzuweisungen, sondern darum, sich einen Überblick zu verschaffen.

Die Charité selbst verfolgt nach Medienberichten eine Spur zur Herkunft der Keime bei insgesamt 22 betroffenen Früh- und Neugeborenen. Ein Ergebnis solle bis Ende kommender Woche vorliegen.

Derweil konnte eine Woche nach Bekanntwerden der Darmkeim-Infektionen an der Berliner Charité das erste der sechs erkrankten Babys gesund nach Hause entlassen werden. Alle anderen Kinder seien stabil, teilte die Charité am Wochenende mit.

( (kh) )