Gesundheitsbehörde

2012 gab es 26 Keimausbrüche in Berlins Kliniken

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Charité operiert besiedeltes Frühchen erfolgreich

Den Berliner Gesundheitsbehörden ist bisher nicht klar, wie die Ansteckungswege im Falle der Serratien-Ausbrüche in der Charité und dem Deutschen Herzzentrum gelaufen sind.

Wissenschaftssenatorin Sandra Scheeres (SPD) machte am Freitag in einem Gespräch gegenüber den Spitzen der beiden renommierten Gesundheitseinrichtungen deutlich, dass sie eine bessere interne Abstimmung erwartet. Beide hätten Verbesserungen zugesagt, hieß es nach dem Treffen. Charité und Herzzentrum stehen wegen Fehler im Umgang mit dem Ausbruch von Keimen in der Kritik. Das Gesundheitsamt Mitte geht davon aus, dass sie die Vorfälle nicht wie vorgeschrieben gemeldet und damit gegen das Bundesinfektionsgesetz verstoßen haben.

Ob das tote Baby, das nach einer Herzoperation im Herzzentrum gestorben war, sich in der Charité oder im Herzzentrum mit dem Serratien-Keim angesteckt hat, kann das Gesundheitsamt Mitte noch nicht abschließend sagen. Fest steht nach Erkenntnissen der Gesundheitsbehörde nur, dass das Baby im Virchow-Klinikum von dem Darmkeim befallen wurde. Eine Behandlung mit Antibiotika habe dann aber offenbar angeschlagen, denn eine Blutuntersuchung vor der Verlegung in das Deutsche Herzzentrum sei dann negativ gewesen. Weil das Kind nach der Herzoperation am 2. Oktober Anzeichen einer Infektion zeigte, veranlassten die Ärzte dann am 4. Oktober eine neuerliche Blutabnahme zur Laboruntersuchung. Am 5. Oktober sei das Baby gestorben, am 10. Oktober habe allerdings der Befund vorgelegen, dass im Blut des Babys erneut Serratien gefunden wurden.

Die Staatsanwaltschaft, die wegen fahrlässiger Tötung ermittelt, prüft nach Angaben eines Sprechers weiter, ob die Leiche des Säuglings exhumiert und obduziert werden soll. Der Leichnam war den Eltern übergeben worden, obwohl das Ergebnis des Bluttests noch nicht vorlag, und am 12. Oktober beerdigt worden. Am Donnerstag hatten die Ermittler Akten in der Charité und im Herzzentrum beschlagnahmt.

Die Charité teilte am Nachmittag mit, dass die sechs mit dem Keim befallenen Kinder in der Neonatologie am Campus Virchow weiterhin in einem stabilen Zustand seien. Bei einem mit Serratien besiedelten Frühgeborenen mit einem Geburtsgewicht unter 1000 Gramm und einem schweren angeborenen Herzfehler sei in der Charité eine dringlich erforderliche Operation am Herzen erfolgreich durchgeführt worden. Damit sei die Prognose des Kindes, dem es postoperativ gut gehe, verbessert worden. Weitere Infektionsfälle seien nicht aufgetreten.

Nach Angaben des Bezirksamts hat es jedoch erst kürzlich Probleme mit Keimen gegeben. Erst vor vier Wochen sei ein Ausbruch am Standort Mitte für beendet erklärt worden. Etwa 20 Patienten hätten sich mit Bakterien vom Typ Staphylococcusaureus infiziert, die unter anderem Wundinfektionen und Lungenentzündungen auslösen können. Wie Serratien seien auch diese Keime mit Antibiotika gut zu bekämpfen gewesen.

Insgesamt gab es nach Daten der Senatsverwaltung im laufenden Jahr ohne den jüngsten Serratien-Fall und den erst jetzt bekannt gewordenen Fall im Herzzentrum 26 Ausbrüche von zehn meldepflichtigen Keimen mit zusammen 157 erkrankten Patienten. Zwischen 2009 und 2012 starben allein an dem multiresistenten Keim MRSA 77 Patienten, davon waren 56 älter als 70 Jahre.

( dol/jof/lab )