Der Vertrag für die Betreiber der Prinzessinnengärten am Moritzplatz wurde nur bis Ende 2013 verlängert. Was danach kommt, ist ungewiss

Direkt am Moritzplatz hat sich ein Gartenkonzept etabliert, das über die Grenzen von Berlin hinaus bekannt geworden ist. Die Prinzessinnengärten sind mittlerweile ein Prestigeobjekt, das exemplarisch das Engagement der Berliner darstellt. Das 6000 Quadratmeter große Grundstück lag 60 Jahre lang brach und wurde ab 2009 in eine Oase verwandelt. Betrieben wird der Garten von der gemeinnützigen GmbH Nomadisch Grün. Ihr Vertrag für die Zwischennutzung des landeseigenen Areals läuft noch bis Ende 2013.

Ginge es nach Finanzsenator Ulrich Nußbaum (parteilos, für SPD), soll die Fläche an den meistbietenden Investor verkauft werden. Gegen diese Pläne wehren sich die Gärtner mit einer Petition, die im Internet unterzeichnet werden kann. 5000 Unterstützer brauchen sie, 3725 haben bereits unterschrieben.

Eine von ihnen ist Astrid Dulich. Die 34-Jährige verbringt mit ihrem Sohn Lovis viel Zeit in den Gärten. Sie kommt extra aus Neukölln, damit ihr dreijähriger Sohn in Ruhe spielen kann. Heute haben sie den Geburtstag eines Freundes in dem Garten gefeiert. Astrid Dulich ist gegen eine Bebauung: "Es kann nicht sein, dass noch mehr Grün in der Stadt wegfällt."

Eine konkrete Vermarktung des Baugrundstücks durch den Liegenschaftsfonds liege nicht vor, sagt deren Sprecherin Irina Dähne. Der Steuerungsausschuss, vertreten durch die Senatoren für Finanzen, Wirtschaft und Stadtentwicklung sowie die Bezirksvertretung, müsse entscheiden, wie in Zukunft das Grundstück am Moritzplatz genutzt werden soll.

Der Bezirksbürgermeister von Friedrichshain-Kreuzberg, Franz Schulz (Grüne), unterstützt die Pläne der Betreiber der Prinzessinnengärten, die weitere fünf Jahre am Moritzplatz bleiben wollen. "Wir brauchen eine breite Bürgerbeteiligung, mit der wir ein langfristiges Nutzungsprofil für den Standort entwickeln müssen." Schulz will, dass die Verhandlungen "unbedingt ergebnisoffen" diskutiert werden und man sich nicht von vornherein auf einen Neubau fixiert. Aus internen Gesprächen mit dem Liegenschaftsfonds wisse er, dass dieser gern innerhalb von drei Monaten eine Entscheidung auf dem Tisch hätte, so dass die Bürger möglichst wenig Zeit hätten, um Konzepte für eine alternative Nutzung einzureichen.

Konzepte stärker gewichten

Florian Schmidt von der Initiative Stadt Neudenken teilt mit Bezirksbürgermeister Franz Schulz die Meinung, dass die Nutzungskonzepte für ein Grundstück stärker gewichtet werden sollen als der angebotene Kaufpreis. "Die Berliner wollen sich um ihren Stadtraum kümmern. Langfristig ist das viel mehr wert als ein neuer Loftbau." Die Initiative, die sich im Juli des vergangenen Jahres gegründet hat, plant einen Runden Tisch zur Liegenschaftspolitik, um die Politik und die Zivilgesellschaft zusammenzubringen. Bei der Bebauung des Grundstücks rund um den ehemaligen Blumengroßmarkt ist aus seiner Perspektive vieles schiefgelaufen. Damit sich das nicht wiederholt, engagiert sich die Initiative für einen Dialog zwischen allen Beteiligten. "Urban Gardening" waren die Worte, die Lena Haug im Internet gesucht hat. So ist die 21-Jährige auf die Gärten am Moritzplatz aufmerksam geworden. Für ein Praktikum ist sie extra aus Kalifornien angereist.

Seit ein paar Monaten lebt die junge Frau, die Sozialrecht studiert, nun in Berlin. Bis September wird sie noch hier arbeiten, fünf Mal in der Woche von 11 bis 18 Uhr. "Ich bleibe aber auch gern mal länger, weil mir dieses Projekt sehr gut gefällt." Derzeit zeigt sie Schulkindern, wie sie ihren eigenen Garten anlegen können. Der Garten sei ein idealer Ort, an dem sich unterschiedliche Menschen treffen und austauschen könnten. Auch sie hat die Internetpetition unterzeichnet, denn "Berlin braucht solche Plätze".