Ist das Kunst? Die versteckten Botschaften der Straße
In der Cuvrystraße in Kreuzberg hängt ein Hauswand-hoher Männeroberkörper im Anzug. Er ist blass und trägt zwei mit einer Kette verbundene goldene Armbanduhren. Sie fesseln ihn. Manche Street-Art-Exponate, wie dieses des italienischen Künstlers Blu sind in ihrer Botschaft ziemlich eindeutig - und auch ziemlich unmöglich zu übersehen. Aber es gibt auch Exponate, an denen läuft man jeden Tag vorbei und hat sie doch noch nie richtig angeschaut.
Street-Art-Spaziergänge, wie sie zum Beispiel Caro Eickhoff vom Stadtführungs-Verein "Stadt Land Fluss Berlin Brandenburg" anbietet, verändern den Blick auf die Straßenkunst. Für zehn Euro führt Eickhoff durch Kreuzberg, Friedrichshain oder Neukölln und erklärt, was hinter den Bildern steckt, die man bereits kennt, oder zeigt Kunstwerke, die man bisher übersehen hat. Kreuzbergs Straßenschilder werden zum Beispiel von kleinen Korkmännchen besiedelt. Eickhoff weiß, sie stammen von einem Yoga-Lehrer, der die Männchen in Yoga-Posen ursprünglich auf die Schilder klebte, um seine Kollegen zu grüßen. Der Schriftzug "Just Thrill" auf einer Fassade in der Falckensteinstraße wirkt auf den ersten Blick verwischt. Eickhoff klärt auf: Die Tags der Künstler "Just" und "Thrill" wurden mit Feuerlöschern im Laufen auf die Hauswand geschossen. Nach einem Street-Art-Spaziergang übersieht man plötzlich die Botschaften der Werbeplakate und nimmt wahr, was die Stadt an Stromkästen und Häuserwänden noch so zu sagen hat. Und sei es nur ein profanes "I was here".
Mehr Informationen: www.streetart-fuehrungen.de