Investor wählt Architektenentwurf aus. Anwohner fürchten, dass Hochhäuser den Blick versperren
Am Treptower Spreeufer, zwischen Treptowers und Twintowers, entstehen neue Wohnungen und ein Hotel. Baubeginn soll 2013 sein. Bauherr ist die Agromex GmbH & Co. KG.
Das Unternehmen hatte schon 2011 ein 7000 Quadratmeter großes, unbebautes Grundstück an der Fanny-Zobel-Straße gekauft, auf dem das Projekt realisiert werden soll. Ein Architekturwettbewerb war ausgelobt worden. 15 Büros in Deutschland und Europa waren aufgefordert, Entwürfe einzureichen. Fünf davon sind jetzt in der engeren Auswahl. Sie wurden am Montag der Jury vorgestellt, der auch Vertreter des Bezirksamtes Treptow-Köpenick und der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung angehören. Bis nach den Sommerferien sollen drei Siegerentwürfe ausgewählt werden, teilte Agromex-Geschäftsführer Franz Rembold mit. Einer dieser Entwürfe werde Ausgangspunkt für das Bebauungsplan-Verfahren sein, das im Herbst beginnen soll.
Anwohner, die Treptower Stadtteilinitiative "Karla Pappel" und die Gruppe "Mediaspree versenken" protestieren gegen das Vorhaben. Bei einer Demonstration vor den Geschäftsräumen von Agromex in Mitte forderten Vertreter der Initiativen am Montag, in die Planung einbezogen zu werden und die Entwürfe der Architekten ansehen zu können. Doch ein Agromex-Mitarbeiter teilte den Demonstranten mit, dass die Sitzung der Jury zu den Entwürfen geheim sei. Agromex sei jedoch bereit zu Gesprächen. Das Unternehmen realisiert derzeit mehrere Wohnungsbauvorhaben in Mitte, Prenzlauer Berg und Friedrichshain.
Vor wenigen Tagen, am 22. Juni, hat Agromex ein Schreiben an die Treptower Anwohner an Fanny-Zobel-Straße und Martin-Hoffmann-Straße geschickt. Darin teilt die Firma mit, dass die Architekten bei ihren Entwürfen für das Bauvorhaben mehrere Vorgaben erfüllen sollen. Dazu zählt ein direkter Zugang von der Fanny-Zobel-Straße zum Spreeufer, der über das Grundstück der Agromex führen soll. Der bereits existierende Uferweg soll verbreitert werden. Die Sicht auf den Fluss und gute Lichtverhältnisse für die Nachbarn sind in den Plänen der Architekten zu gewährleisten. Der Investor will zudem eine Grünfläche mit Spielplatz anlegen. Für die Autos der künftigen Bewohner soll eine Tiefgarage angelegt werden.
Doch Anwohner Bernd Dubbrick befürchtet, dass das Unternehmen Hochhäuser am Spreeufer bauen will, und dass diese Neubauten ihm und anderen Mietern den Blick auf die Spree versperren. "Zulässig sind Bauten bis zu 60 Meter Höhe", sagte Dubbrick am Montag. Er habe sich im Stadtplanungsamt Treptow-Köpenick den Entwurf des Bebauungsplanes angesehen. Dubbrick wohnt seit mehr als zehn Jahren an der Fanny-Zobel-Straße. Das Haus sei nur etwa 20 Meter hoch, sagt er. Wahrscheinlich sei auch, dass infolge der Neubauten die Mieten im Kiez steigen würden, sagte er. Kontakte der Anwohnerinitiative mit Agromex seien bislang nicht zustande gekommen. "Es geht außerdem darum, dass das Spreeufer zubetoniert wird", sagte Anwohner Jürgen Starke. Die Anwohnerinitiative habe sich für Anfang August mit Baustadtrat Rainer Hölmer (SPD) verabredet, um über das Projekt zu sprechen. "Mediaspree versenken" hat für den 14. Juli eine Demonstration angekündigt. Damit wollen sie an den Bürgerentscheid "Spreeufer für alle" erinnern, der vor vier Jahren in Friedrichshain-Kreuzberg erfolgreich war. Die Route der Demonstration führe auch durch die Fanny-Zobel-Straße, sagte Robert Muschinski von "Mediaspree versenken".
Eine Sprecherin von Agromex teilte am Montag mit, dass erst nach Abschluss des Architekturwettbewerbs genauere Angaben zur Zahl der Wohnungen und zur Größe des Hotels gemacht werden könnten. Auch die Höhe der Gebäude und das Investitionsvolumen "werden sich erst aus dem Wettbewerb heraus ergeben". Er sei privat finanziert und durchgeführt und nicht öffentlich. Wenn die Siegerentwürfe dann nach den Sommerferien feststehen, so die Sprecherin weiter, werde das Unternehmen öffentlich über das Projekt und den Zeitplan der Realisierung informieren.