Eine Zeitung braucht gute Autoren und gute Redakteure. Jürgen Schol konnte beides - schreiben und Texte veredeln. Seine Ansprüche waren hoch. Akribisch prüfte er Fakten und Zusammenhänge, recherchierte gleichermaßen gründlich wie mit dem Blick für das Wesentliche. Was ihn aber mindestens ebenso auszeichnete, war die Liebe zum geschriebenen Wort.

Die legte er nicht nur in große Reportagen oder Reiseberichte. Auch aus dem journalistischen Alltagswerk vermochte er, Perlen zu gestalten. Von diesem Können profitierten in mehr als zwei Jahrzehnten bei der Berliner Morgenpost Dutzende Reporter, deren Texte er redigierte - stets kritisch, aber nie herablassend, wenn jemand seinen Anspruch verfehlte. Seine Kollegialität wie auch seine Verbindlichkeit suchten ihresgleichen.

Jürgen Schol war Rheinländer, von Herkunft und von Herzen. Geboren 1956 in Mönchengladbach, studierte er in Köln Geschichte sowie Deutsche Sprache und Literatur. Nach seinem Examen ging er zum "Kölner Stadt-Anzeiger". 1990, in der aufregenden Zeit nach dem Fall der Mauer, wagte er den Wechsel nach Berlin. Bei der Morgenpost leistete er Pionierarbeit als Reporter und Redakteur in den neuen Redaktionsbüros Frankfurt (O.) und Potsdam. Später war Jürgen Schol unter anderem stellvertretender Chef des Brandenburg-Ressorts und Leiter der Blickpunkt-Redaktion, die die Seite 3 der Berliner Morgenpost gestaltete. In den vergangenen Jahren arbeitete er in der Berlin-Redaktion. Es waren viele Positionen, die Jürgen Schol im Laufe der Jahre bekleidet hat, und allen wurde er gerecht, denn er war gebildet, belesen und interessiert. Es war ein Vergnügen, sich mit ihm auszutauschen.

Am Freitag vergangener Woche ist Jürgen Schol nach schwerer Krankheit gestorben. Unser Mitgefühl gilt seiner Frau und seinen beiden Kindern.