Stadtplanung

Mies-van-der-Rohe-Forum am Orankesee nimmt Gestalt an

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Ingo Rössling

Für den Bau des Ludwig-Mies-van-der-Rohe-Forums Berlin auf einem Plateau am Orankesee in Hohenschönhausen laufen die Planungen nun wieder weiter. Sie waren wegen der angespannten Finanzlage unterbrochen gewesen.

Ein Stiftungsmodell nach dem Beispiel Public Private Partnership war gescheitert. Der Förderverein Obersee & Orankesee will mit dem spektakulären Blickfang aus Stahl und Glas das Vermächtnis des weltberühmten Architekten (1886-1969) ehren. Nur etwa 500 Meter Luftlinie entfernt befindet sich am benachbarten Obersee das Architektur-Denkmal "Landhaus Lemke", das 1933 von Mies geschaffen wurde.

Fördervereins-Vorsitzender Jörg Ritter: "Wir wollen mit dem Forum ein kulturelles und gastronomisches Zentrum in der Architektur der Moderne schaffen." Es soll als Mittelpunkt in Anlehnung an die einzigartige Crown Hall von Mies in Chicago (USA) einen Veranstaltungssaal für 150 Besucher (ursprünglich 250) haben. Internationale Kolloquien sind ebenso geplant wie Vorträge, Konzerte und Lesungen.

Der von Platanen gesäumte Komplex wird auch über Gastronomie-Einrichtungen und einen Biergarten verfügen. Der Berliner Architekt Thomas Hillig entwarf das Bauwerk. Die bislang vorgesehene Plattform über dem Orankesee sowie die Apartments für Kunst- und Architektur-Studenten wurden gestrichen.

Ritter rechnet für die abgespeckte Variante immer noch mit einer Investition von 1,5 bis 1,7 Millionen Euro. Direkt davor sollen an der Oberseestraße sechs Stadtvillen mit jeweils zwei Wohnungen entstehen. Ritter: "Wir brauchen diese Häuser, um aus der Rendite das Mies-Forum betreiben zu können." Die Berliner Moritz-Gruppe, die sich um die Projektentwicklung von Immobilien kümmert, bemüht sich derzeit um Investoren.

Das 4800 Quadratmeter große Gelände für das Forum soll vom Wohnungsunternehmen Gesobau erworben werden. Auf dem Grundstück stand früher das legendäre "Wirtshaus am Orankesee". Seit Jahren wird dort im Sommer ein Biergarten betrieben. Für die Stadtvillen muss vom Berliner Liegenschaftsfonds eine 4300 Quadratmeter große Brache gekauft werden. Sie ist derzeit verwildert und eingezäunt. Lichtenbergs Baustadtrat Andreas Geisel (SPD): "Das Land Berlin muss aber vorher die Sicherheit haben, dass mit dem Bau des Mies-Forums begonnen wird."

Der Förderverein möchte bis 2015 auch die gesamte 18 Hektar große Parkanlage an Ober- und Orankesee umgestalten. Dazu war 2007 ein bundesweiter Architekturstudenten-Wettbewerb unter dem Motto "Unser Großer Garten" gelaufen. So soll es rund um das Gelände einen "Mies Way" mit Hinweisen auf alle 165 weltweiten Projekte des Architekten geben sowie eine "Mieszeiger" genannte, weit in den Obersee reichende Plattform am Südufer. Dazu einen Naturpark am Nordufer, Rosen- und Staudengärten, Design-Parkmöbel und Lampen in der Tradition von Mies. Ritter: "Wir wollen den Park pflegen und langfristig nach Mies van der Rohe benennen."

Ober- und Orankesee werden in den kommenden Jahren mit Mitteln aus dem Umweltentlastungs-Programm des Senats ökologisch saniert. Insgesamt stehen dafür knapp 2,7 Millionen Euro zur Verfügung, 360 000 Euro davon trägt der Bezirk. Hinzu kommen etwa 500 000 Euro von den Berliner Wasserbetrieben, die zur nachhaltigen Entschlammung des Obersees ein völlig neues Verfahren mit Sedimentfiltern anwenden.