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Degewo hält an umstrittenem Hausnotruf fest

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Trotz der Kritik des Rechnungshofs wegen der anfallenden Verluste wollen die landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften Degewo und Stadt und Land ihre Servicegesellschaft für einen Hausnotruf weiter finanzieren.

"Die Vorwürfe des Rechnungshofs in der Schärfe sind neu. Aber die Verluste sind geplant", sagte gestern der Leiter der Unternehmenskommunikation der Degewo, Michael Zarth.

Der Rechnungshof hatte in einem vertraulichen Bericht kritisiert, dass das neu gegründete Serviceunternehmen unwirtschaftlich sei. Bei dem Unternehmen können Senioren ein Notfallsystem, das über Telefon und Armbänder funktioniert, abonnieren. Die Prüfer warnten vor Verlusten von 870 000 Euro in den nächsten Jahren. Sie forderten einen Ausstieg aus dem Projekt.

Dem wollen die landeseigenen Gesellschaften aber nicht folgen. "Wir wollen mit dem Hausnotruf unsere Mieter länger in den Wohnungen halten. Zudem wollen wir mit dem Angebot auch neue Mieter gewinnen. So rechnet sich die Investition", sagte Zarth.

Bei dem gegründeten Unternehmen handelt es sich um die Sophia GmbH mit Sitz in Marzahn. 230 Mieter werden dort zum Jahresende das Notrufsystem abonniert haben. 292 000 Mieter will die Gesellschaft bis Ende 2016 akquirieren. Der Rechnungshof hält diese Vorhaben für "sehr ambitioniert".

Der Geschäftsführer von Sophia ist der ehemalige Chef der Wohnungsbaugesellschaft Stadt und Land, Rudolf Kujath. Er und der Vorstand der Degewo, Frank Bielka, kennen sich seit Jahren. Beide sind auch in der SPD. "Wenn die Kritik des Rechnungshofs stimmt, dann könnte hier ein Fall von Filzokratie vorliegen", sagte gestern der haushaltspolitische Sprecher der Grünen, Jochen Esser. Der Unternehmenssprecher der Degewo wies die Kritik zurück. "Mit Herrn Kujath haben wir einen hervorragenden Kenner der Wohnungssituation in Berlin gewonnen", sagte Zarth. Kujath verwies darauf, dass er nur eine Aufwandsentschädigung für seine Arbeit bei Sophia erhalte.

Der Fraktionsvorsitzende der FDP, Christoph Meyer, schloss sich hingegen der Kritik des Rechnungshofs an. Der Finanzsenator sei in der Pflicht, das Vorhaben zu stoppen.

( sco )