Diese Zahlen gehen aus der Antwort einer parlamentarischen Anfrage der CDU-Abgeordneten Monika Thamm hervor.
Angesichts von insgesamt 648 000 über 65-Jährigen in der Stadt erscheint der Anteil von Sozialhilfeempfängern gering, doch zeigen die Zahlen auch eine rasante Entwicklung: Innerhalb von nur drei Jahren ist die Zahl der Bedürftigen um 22 Prozent gewachsen - die Ausgaben, die Berlin für ihre Grundsicherung aufwenden muss, sogar um 42,5 Prozent. Und der Senat geht davon aus, dass diese Entwicklung den nächsten Jahren so weitergeht. "Die Gründe hierfür liegen unter anderem in der steigenden Lebenserwartung, aber auch in der Tatsache, dass zunehmend geburtenstarke Jahrgänge das Rentenalter erreichen und nicht immer ausreichende Rentenansprüche erworben wurden", sagt Sozialstaatssekretär Rainer-Maria Fritsch (Linke). Bei linearer Fortschreibung der Kosten rechnet die Sozialverwaltung für dieses Jahr bereits mit 360 Millionen Euro für die Leistungen aus dem 12. Sozialgesetzbuch, also für Grundsicherung im Alter und Hilfen für aus medizinischen Gründen dauerhaft voll erwerbsgeminderte Personen.
Um Altersarmut abzuwenden, fordert die Abgeordnete Thamm deshalb, verstärkt Initiativen zu schaffen, um Arbeitslose der Generation 50plus ins Erwerbsleben zurückzubringen. "Nicht nur Jugend muss eine Zukunft haben, sondern auch Erfahrung", sagte Thamm. So wie Programme für Lehrstellen aufgelegt werden, brauche Berlin mehr Aktionen bei Unternehmen und Politik für ältere Arbeitslose. "Und es soll dabei nicht um Beschäftigung gehen, sondern um Arbeit."
Einige Bezirke verzeichnen einen besonders drastischen Anstieg der Altersarmut. So stieg die Zahl der Bedürftigen in Charlottenburg-Wilmersdorf von 2006 bis 2009 um fast 39 Prozent an, in Mitte und Neukölln um knapp 27 Prozent. Während das Bezirksamt in Charlottenburg-Wilmersdorf die hohe Zahl mit besonders vielen Bedürftigen erklärt, die vom Jobcenter in die Grundsicherung für Erwerbsgeminderte überwiesen wurden, verweist der Neuköllner Sozialstadtrat Michael Büge (CDU) auf die wachsende Altersarmut in seinem Bezirk. "Neukölln hatte immer schon viele Leistungsempfänger, und dieser Trend setzt sich im Alter fort." Für die jetzt Bedürftigen könne man kaum mehr tun, man müsse aber früher ansetzen, meint Büge. "Wir müssen bei arbeitslosen 25-Jährigen anfangen, sie in Lohn und Brot zu bringen, nur dann kriegen wir das Problem irgendwann in den Griff." Zu den Kosten der Grundsicherung würden bei den armen Rentnern irgendwann auch die Kosten für ihre Pflege kommen, die sie nicht selbst tragen könnten, so Büge.
Neue Wohnmodelle erforderlich
Was das bedeutet, macht etwa der Demenz-Report deutlich, der am Dienstag vom Berlin-Institut vorgestellt wurde. "Diese Krankheit ist der Preis für die Langlebigkeit einer Gesellschaft, Städte und Kommunen müssen jetzt darauf reagieren", sagt Reiner Klingholz, Leiter des Instituts. Im Zuge des demografischen Wandels leben schon jetzt 1,3 Millionen Demenzkranke in Deutschland. Laut Studie soll sich die Zahl bis 2040 mehr als verdoppeln.
"Es macht keinen Sinn, immer mehr Heime zu bauen", sagt Klingholz. Vielmehr fehle es an Aufklärung und Ideen, wie Menschen in Würde altern können. Die Herausgeber der Studie fordern eine nationale Demenzstrategie, die Kommunen und Städten Raum lässt, Projekte und Modelle für die Zukunft zu erproben. Berlin gilt als beispielhaft für alternativen Wohnformen für Pflegebedürftige. Neben zwölf Pflegestützpunkten gibt es bereits 400 Demenz-WGs und künftig auch weitere Mehrgenerationenhäuser.