Gesundheitswesen

Vivantes-Chef wünscht sich engere Zusammenarbeit mit der Charité

| Lesedauer: 3 Minuten
Ina Brzoska

Zum zehnjährigen Bestehen fordert das kommunale Klinikum Vivantes mehr finanziellen Bewegungsspielraum. "Wir brauchen in den nächsten fünf Jahren 265 Millionen Euro, damit wir auch weiterhin erfolgreich arbeiten können", sagte Klinik-Chef Joachim Bovelet.

Der Geschäftsführer erneuerte den Wunsch, aus der Vivantes GmbH eine kommunale Aktiengesellschaft zu machen. Der Handlungsspielraum des Vorstands würde dadurch größer. Außerdem könne eine kommunale AG durch hohe Renditen oder Wachstum auch an mehr Geld kommen, sagte Bovelet. Zugleich sprach er sich für eine stärkere Kooperation mit der Charité, dem zweiten landeseigenen Unternehmen, aus.

Als gelungenes Beispiel nannte Bovelet das gemeinsame Riesenlabor, bei dem Forscher von Vivantes und Charité erstmals in größerem Rahmen kooperieren. Die Unternehmen sind je zu 50 Prozent an der Einrichtung beteiligt. Pro Jahr werden dort 20 Millionen Laborproben untersucht, 400 Menschen arbeiten in der gemeinsamen Einrichtung. Das Projekt sei eine große Chance. "Wir mussten aber auch feststellen, dass hier zwei Welten aufeinandertreffen", sagte Bovelet mit Blick auf die lokal verankerten Strukturen von Vivantes und dem wissenschaftlich orientierten Universitätsklinikum. Während die Charité über Konzentrationen an drei Standorten versucht, ihre Forschung auf sehr hohem Niveau voranzutreiben, gilt Vivantes in Berlin als das dezentrale Kiezklinikum, als flächendeckender Allgemeinversorger.

Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) unterstrich vor diesem Hintergrund die Bedeutung von Vivantes, dem Krankenhaus, das die Menschen in allen Teilen Berlins gut versorge. "Angesichts der demografischen Entwicklung geht es dabei um einen Bereich, dessen Bedeutung immer weiter zunehmen wird", sagte Wowereit. Vivantes ist der zweitgrößte Arbeitgeber in Berlin, an acht Standorten beschäftigt Vivantes heute 13 000 Mitarbeiter.

2001 gegründet, galt das kommunale Klinikum noch 2004 als Sanierungsfall. Als die Insolvenz drohte, verzichteten Chefärzte und gut verdienende Mitarbeiter auf Weihnachts- und Urlaubsgeld, der Senat verhinderte mit finanziellen Mitteln die Privatisierung.

Umso stolzer präsentierte sich Vivantes während des Festakts. "Wir schreiben seit sieben Jahren schwarze Zahlen", sagte Bovelet vor großem Publikum im Roten Rathaus - auch Charité-Chef Karl Max Einhäupl saß in der ersten Reihe. Mit einem Geschäftsergebnis von plus sechs Millionen Euro stehe man besser da als vorher gedacht. "Vielleicht schreiben wir ja auch schwarze Zahlen, weil uns die Politik in Ruhe lässt", sagte Bovelet. Zugleich räumte er ein, dass man sich mit Blick auf "die Schwester" doch manchmal vernachlässigt fühle. Während der Charité jüngst 330 Millionen Euro zur Sanierung der maroden Bausubstanz bewilligt wurden, erhielt Vivantes zuletzt keine finanzielle Unterstützung.

Gesundheitssenatorin Katrin Lompscher (Linke) versprach hingegen, dass der Senat auch Vivantes in Zukunft finanziell unterstützen will. Die kommunale AG hielt sie für eine "interessante Idee". "Eine Freundin der Fusion von Charité und Vivantes bin ich allerdings nicht", sagte sie.