Ausländeranteil an 38 Berliner Schulen höher als 80 Prozent

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Gilbert Schomaker

Immer mehr Grundschüler kommen aus einem Elternhaus, in dem nicht Deutsch gesprochen wird. Besonders betroffen sind Mitte, Friedrichshain-Kreuzberg und Neukölln. Politiker fordern jetzt neue Konzepte, um die Integration zu fördern.

38 Berliner Schulen haben inzwischen einen Anteil von Schülern nichtdeutscher Herkunft der höher ist als 80 Prozent. An neun dieser Schulen werden mehr als 90 Prozent Kinder mit Migrationshintergrund unterrichtet. Das teilte Schulsenator Klaus Böger gestern auf eine Anfrage von Katrin Schultze-Berndt (CDU) mit.

Während berlinweit der Anteil von Schülern mit nichtdeutscher Herkunftssprache bei 31,5 Prozent liegt, verzeichnet der Bezirk Mitte (mit den Alt-Bezirken Wedding, Tiergarten, Mitte) 63,1 Prozent ausländische Schüler oder Kinder ausländischer Eltern. Der Anteil stieg dort in den vergangenen Jahren um fast drei Prozent. Der Grund ist der Geburtenrückgang in deutschen bei gleichzeitigem Geburtenwachstum in nichtdeutschen Familien. Mitte war damit im vergangenen Schuljahr Spitzenreiter der Bezirke, gefolgt von Friedrichshain-Kreuzberg (56,2 Prozent) und Neukölln (50,9 Prozent). Die wenigsten Schüler nichtdeutscher Herkunftssprache meldete mit 7,5 Prozent Treptow-Köpenick.

Die weitere Entwicklung kann Böger nicht genau voraussagen. Allerdings wagt er mit Blick auf die Geburtenentwicklung die Prognose: "Die Gruppe der Schüler nichtdeutscher Herkunftssprache wächst und damit auch die Wahrscheinlichkeit, daß an weiteren Schulen der Anteil deutscher Schüler sinkt." Böger will mit 800 neuen Sprachlehrern und Deutsch als Zweitsprache den Sprachdefiziten entgegenwirken. Zudem will die SPD von 2006 an das letzte Kita-Jahr vor der Schule ohne Gebühren anbieten, um so Kindern aus sozial schwachen Familien den Besuch zu ermöglichen. Gleichzeitig sollen Deutschkurse für Mütter ausgeweitet werden. Der Erwerb der deutschen Sprache gilt als Schlüsselqualifikation für die weitere Ausbildung und spätere Chancen auf einen Arbeitsplatz. Der Opposition geht das nicht weit genug. Katrin Schultze-Berndt (CDU) forderte einen früheren Beginn der Sprachförderung. "Im ersten Jahr vor Schulbeginn sollten die Kinder mit Defiziten nur noch Deutsch lernen." Die Kinderärzte sollten bei der Feststellung helfen, wer Sprachdefizite aufweist. "Das wäre bei der U8 gut möglich, wenn die Kinder vier Jahre alt sind", sagte Schultze-Berndt. Die U8 ist die achte der regelmäßig stattfindenden Untersuchungen beim Kinderarzt. Allerdings sind diese Checks nur freiwillig. Für die Verbesserung der Sprachdefizite sollten laut der Schulexpertin der CDU auch die Kita-Erzieher besser geschult werden.

Der Bildungsexperte der Grünen, Özcan Mutlu stellte fest: "Die neuen Zahlen belegen auch, daß das Prinzip, mehr Durchmischung in den Bezirken zu erreichen, nicht funktioniert. Es gibt weiterhin klare Ballungszentren." Mutlu forderte, daß die deutsche Sprache vermehrt auch in Fächern wie Mathematik unterrichtet werden soll. Zudem sollten mehr Lehrer, die sowohl Türkisch als auch Deutsch sprechen, Unterricht erteilen. Lesen Sie auch die Kolumne auf Seite 12