Love-Parade-Tragödie

Junge Linke demonstrieren vor Fitness-Kette McFit

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Der Protestspruch holpert noch etwas, als die Jugendlichen ihn kurz nach 16 Uhr zum ersten Mal ausprobieren: "Für den Profit erreichen, gehen sie über Leichen!" Die zehn Vertreter der Linksjugend Neukölln-Nord stehen an der stark befahrenen Prenzlauer Allee, nicht weit vom Alexanderplatz, vor der größten Filiale von McFit in Berlin und demonstrieren gegen die Fitness-Kette als Veranstalter der Love Parade in Duisburg.

Sie wollen auf diese Art den Druck auf die Fitnesskette erhöhen, deren Geschäftsführer Hauptveranstalter der Love Parade war. "Die Verantwortlichen der Katastrophe müssen zur Rechenschaft gezogen werden." 21 Menschen waren bei der Love Parade in Duisburg ums Leben gekommen, als eine Massenpanik ausbrach. Die Demonstranten tragen rote Linksjugend-Fahnen und T-Shirts mit dem Aufdruck "McKill". Ihre Zuhörer sind lediglich die rund 20 Polizeibeamten, die links und rechts vom Haupteingang des Fitnessstudios stehen, und die Sportler, die kommen und gehen. Mehr Menschen sind dem Aufruf zur Demonstration nicht gefolgt.

Doch Johannes von Simons, Sprecher der Gruppe, ist zufrieden mit der insgesamt halbstündigen Aktion. "Wir merken schon, dass das Thema den Leuten auf den Nägeln brennt." Die Idee zu der Aktion ist den Jugendlichen spontan gekommen. "Deshalb haben wir auch nicht so viele Menschen mobilisieren können", sagt er. Drinnen im Fitnessstudio sieht man die Aktion gelassen. Der Betrieb läuft normal weiter und je später es wird, umso voller wird es an den Fitnessgeräten. Einige der Sportler, die nach dem Studiobesuch noch auf den Treppen sitzen, unterhalten sich mit den McKill-Aktivisten. "Ich finde es schon seltsam", sagt der Sportler Jan W., "dass erst wochenlang auf allen Bildschirmen Werbung für die Love Parade gemacht wird, jetzt aber niemand etwas damit zu tun haben will." Aber wegen des Missmanagements während der Techno-Großveranstaltung in Duisburg das Studio zu wechseln, das geht Jan W. dann doch zu weit. "Ich bin hier, weil ich hier günstig trainieren kann und komme auch morgen wieder."

Doch genau dieses günstige Angebot der Fitnesskette kritisieren die McKill-Protestler. Den McFit-Spruch "Einfach gut aussehen" haben sie deshalb zu "Einfach gut profitieren" umgeändert. Sie fürchten einen "Filz" in Duisburg, der jetzt die Aufklärung erschweren kann. Außerdem fordert die Linksjugend, dass das Privatvermögen des McFit-Geschäftsführers Rainer Schaller konfisziert werden soll, da die Schadensersatzansprüche der Betroffenen durch die Versicherungssumme nicht gedeckt sein soll. McFit wollte das gestern nicht kommentieren.

( sök )