"Wir wollen das Gebäude der Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM) übergeben, die es für zehn Jahre vermarkten soll. Dann werden wir prüfen, ob der Standort wieder für eine öffentliche Schule benötigt wird", sagte Monika Herrmann (Grüne), Bildungsstadträtin in Friedrichshain-Kreuzberg. Bei der BIM bestätigte man die Anfrage des Bezirks. "Wir prüfen jetzt, ob wir das Gebäude übernehmen", sagte Sprecherin Katja Potzies.
Bildungsstadträtin Herrmann bezeichnete den Beschluss als Kompromiss. Weder in der Bezirksverordneten-Versammlung noch im Bezirksamt habe man sich mehrheitlich entscheiden können, wer das Gebäude künftig nutzen sollte. "Wir konnten uns für keinen der Bewerber entscheiden, das ging durch alle Fraktionen", sagte Herrmann. Es hatten sich vier Initiativen um das leer stehende Schulgebäude bemüht: Eine Kreuzberger Elterninitiative hatte ein Konzept für eine evangelische Schule erarbeitet, der türkisch-deutsche Bildungsverein Tüdesb wollte mit seiner Grundschule von Treptow nach Kreuzberg ziehen, und auch der Verein Kappe sowie der Internationale Bund hatten Interesse an dem Schulgebäude angemeldet.
Bei der evangelischen Schulstiftung hieß es gestern, man werde sich auch weiter um das Gebäude bemühen. "Wir werden mit der BIM verhandeln", sagte Annerose Steinke vom Vorstand der Schulstiftung. Sie kritisierte das umständliche Vorgehen des Bezirks. "Jetzt müssen wir auf neue Partner zugehen und von vorn anfangen. Das kostet Zeit." Die Schule könne nun auf keinen Fall wie geplant mit dem kommenden Schuljahr starten.
Horst-Helmut Köller vom Vorstand des Vereins Tüdesb betonte, dass der Beschluss des Bezirksamts Friedrichshain-Kreuzberg, das Gebäude der Rosegger-Schule an die BIM zu geben, den Standort für Tüdesb uninteressant mache. "Wir brauchen einen wesentlich längeren Mietvertrag als höchstens zehn Jahre", sagte Köller.
Der Mieterrat Chamissoplatz e.V. begrüßte den Beschluss des Bezirks. "Wir brauchen an diesem Standort eine Grundschule, die für alle Kinder zugänglich ist, keine Privatschule", sagte Heinz Kleemann vom Mieterrat. Als Zwischennutzer kämen umliegende Schulen in Frage, die Räume benötigten.