Große Aufregung im Gericht in Moabit: Ein 25-Jähriger aus der linken Szene, der Mitte November auf dem Gelände einer Reinickendorfer Schule auf Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy zugestürmt war und von Zivilbeamten niedergerungen wurde

Große Aufregung im Gericht in Moabit: Ein 25-Jähriger aus der linken Szene, der Mitte November auf dem Gelände einer Reinickendorfer Schule auf Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy zugestürmt war und von Zivilbeamten niedergerungen wurde, erschien gestern in Springerstiefeln, Tarnjacke und mit einer Sturmhaube vermummt zu seiner Gerichtsverhandlung. Der 25-Jährige ist wegen des Verstoßes gegen das Waffengesetz angeklagt.

Roland Ionas B. war gegen Mittag über längere Zeit in seiner militärischen Aufmachung in den Gängen des Gerichtes unterwegs und verteilte kopierte Flugzettel - unbehindert vom Sicherheitsdienst. Erst zwei verdutzte Polizisten in Zivil machten die Justiz-Bediensteten auf den vermummten Angeklagten aufmerksam. Ihnen ist der 25-Jährige Neuköllner seit längerer Zeit bekannt. Grund des aktuellen Prozesses gegen B., einen bekennenden Fan von Lee Harvey Oswald, sind die Ergebnisse einer Hausdurchsuchung vom 24. Dezember 2006. Damals ist der Neuköllner in seiner Wohnung vom Spezialeinsatzkommando (SEK) und Beamten des Landeskriminalamtes (LKA) überwältigt worden, weil bei ihm Sprengstoff vermutet worden war. Bei dem jungen Mann sollen zwei Vorderladerpistolen, Verpackungen für Kleinkaliberpatronen, eine Pistole vom Kaliber 9 mm sowie Schwarzpulver beschlagnahmt worden sein - der Verdächtige hatte früher in einem Schützenverein angehört.

Mit seiner Vermummung wollte B. gestern im Saal 571 auf einen anderen Prozess gegen einen Antifaschisten aufmerksam machen, in dem Polizisten maskiert und mit Codiernummern anonymisiert auftraten. "Was die können, dass können wir schon lange!", stand auf seinen Flugblättern.

"Bei den Kollegen an der Loge trat der Angeklagte noch unvermummt auf"; so Gerichtssprecherin Iris Berger. Danach sei er allerdings aus deren Blickwinkel verschwunden. Mehrere Sicherheitsdienstler wären dann aber später vor und im Saal postiert gewesen. Dort warteten bereits Dutzende Freunde des Angeklagten, Polizisten sowie Angehörige der rechten Szene.

Roland B. nahm seine Vermummung nahm allerdings auch im Gerichtssaal nicht ab; außerdem wollte er sich von den Beteiligten mit "Herr V 15" anreden lassen. "Ich habe erhebliche Zweifel an Ihrer Schuldfähigkeit", sagte der Richter. Er setzte das Verfahren nach einer halben Stunde aus und ordnete an, dass der Angeklagte einem Gutachter vorgestellt wird.