Sein Vorbild ist Lee Harvey Oswald, er beobachtet interessiert das Agieren der Militanten Gruppe und der RAF, hat früher Waffen besessen und will einen Verein zur legalen Nutzung von Sprengstoffen gründen - Roland Ionas B. aus Neukölln gibt Rätsel auf. Er ist der Mann, der am Montag auf dem Gelände einer Reinickendorfer Schule auf Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy zugestürmt war. Laut eigenen Angaben habe der 25-Jährige der Regierungschefin nichts antun, sondern gegen den Überwachungsstaat und für ein Grundeinkommen demonstrieren wollen. Doch in Ermittlerkreisen machen sich Sorgen breit: Hätte Roland Ionas B. Sprengstoff am Körper getragen, wäre Angela Merkel in Lebensgefahr gewesen. Nach dem Vorfall ermittelt die Polizei laut Sprecher Bernard Schodrowski wegen Widerstandes gegen Vollstreckungsbeamte. Weitere Angaben machte er wegen des laufenden Verfahrens nicht.
Der junge Mann saß gestern in seiner Neuköllner Erdgeschosswohnung. "Ich lehne Gewalt ab", sagt er, "und ich wollte der Bundeskanzlerin kein Haar krümmen. Ich wollte ihr mitteilen, dass ich für ein Grundeinkommen von 1400 Euro bin und die Vorratsdatenspeicherung ablehne. Ich bin extra einen Meter vor der Kanzlerin stehen geblieben, wurde aber sofort von einem Zivilbeamten des Bundeskriminalamtes gegriffen." Hätten die Leibwächter mehr über den jungen Mann gewusst, der auf ihre Schutzperson zustürmte, wäre ihr Adrenalinspiegel wahrscheinlich noch höher gestiegen: So ist Roland Ionas B. laut Informationen der Morgenpost am 24. Dezember 2006 in seiner Wohnung vom Spezialeinsatzkommando (SEK) und Beamten des Landeskriminalamtes (LKA) überwältigt worden, weil bei ihm Sprengstoff vermutet worden war. Bei dem jungen Mann sollen zwei Vorderladerpistolen, Verpackungen für Kleinkaliberpatronen, eine Pistole vom Kaliber 9 mm sowie Schwarzpulver beschlagnahmt worden sein - der Verdächtige war früher in einem Schützenverein. "Bei mir wurde auch ein 25-Kilo-Sack mit Kaliumnitrat gefunden, zudem Nitromethan." Allerdings, so schreibt Roland Ionas B. im Internet, entstehe aus diesen beiden Substanzen erst dann sprengfähiges Material, wenn sie gemischt würden. Roland Ionas B. sagte gestern, dass er sich in seiner Freizeit - er lebt von Hartz IV - mit dem Phänomen des Satanismus beschäftigt.
Am 30. November dieses Jahres wird der 25-Jährige vor dem Amtsgericht Tiergarten als Beschuldigter stehen. Vorwurf in der Hauptverhandlung um 12.30 Uhr ist unter anderem: Verstoß gegen das Waffengesetz. Roland Ionas B. will zudem einen Verein gründen, der legal den Umgang mit Sprengstoff lehren soll. "Von dem Mann geht zumindest eine potenzielle Gefahr aus", so ein Beamter. "Wir können von Glück reden, dass der Zwischenfall an der Reinickendorfer Schule so glimpflich abging."