Die Berliner bereiten sich auf ein hartes Jahr 2003 vor. Fast zwei von drei Hauptstädtern gehen davon aus, dass sich die Lage der Stadt im Vergleich zu 2002 eher verschlechtern wird. Vor Jahresfrist sahen nur ein Drittel der Berliner die nahe Zukunft ihrer Stadt pessimistisch. Heute rechnen 14 Prozent der 750 von Emnid Befragten mit einer Besserung. Die Stimmungslage in Ost und West hat sich angeglichen.
Männer sind generell ein bisschen optimistischer als Frauen, jüngere sehen die Zukunft weniger düster als Ältere. Besonders rar sind Optimisten unter den Anhängern von CDU (5 Prozent) und FDP (10 Prozent). Dreiviertel des «bürgerlichen Lagers» sieht Berlins Zukunft negativ. Unter Sozialdemokraten und PDS-Wählern ist die Erwartung auf bessere Zeiten mit 25 bzw. 20 Prozent weiter verbreitet. Die Grünen-Anhänger liegen stimmungsmäßig etwa zwischen den Bürgerlichen und den Linken. Aber auch im Regierungslager die Stimmung verdüstert. Vor einem Jahr gingen nur jeder vierte PDS-Anhänger und sogar nur jeder sechste Sozialdemokrat von einer negativen Entwicklung der Stadt aus. Heute ahnt jeder dritte Anhänger der Koalition schlechtere Zeiten voraus.
Für sich persönlich schätzen die Berliner die Aussichten im neuen Jahr etwas besser ein als die Gesamtlage. Nur jeder Dritte erwartet, dass sich seine Lebensumstände verschlechtern. Das sind nur gut halb so viele, die Berlins Aussichten negativ beurteilen. In der Bewertung der persönlichen Perspektiven offenbaren sich Unterschiede zwischen Ost und West: Zwar sind mit 19 Prozent etwas mehr West-Berliner optimistisch als Ost-Berliner (15 Prozent). Allerdings erwarten im Westen mit 37 Prozent auch mehr Menschen eine negative Entwicklung ihrer Lebensumstände als im Osten (31 Prozent).
Vielleicht ist es die Erfahrung mit radikalen Umbrüchen, die die Ost-Berliner gelassener in die Zukunft blicken lässt: 52 Prozent glauben, für sie persönlich bleibe es gleich. Im Westen glauben das 44 Prozent. jof