Unerschütterlich, im Glauben wie in der Arbeit: «Alle früheren Statistiker waren Pfarrer», sagt Eckart Elsner, Direktor des Statistischen Landesamts. Seit 150 Jahren sammelt das Amt Zahlen, Daten und Fakten. Zunächst als königliche Behörde, zehn Jahre später dann als Institution des Magistrats.
Im Jahr 1852 entstand das erste städtestatistische Amt Deutschlands in Berlin - das Statistische Bureau der Stadt Berlin. Im alten Berlin wurde 1741 auch das erste Statistikbuch Deutschlands geschrieben - von Feldprediger Johann Peter Süßmilch (1707 - 1767).
Pfarrer hatten Zugang zum Geburten- und Totenregister. Süßmilch war aufgefallen, dass das Verhältnis von neugeborenen Jungen zu Mädchen stets 106 zu 100 betrug. Der Knaben-Überschuss sei der Beweis, dass die göttliche Vorsehung Geburt und Tod nach gewissen Absichten einrichte, «so dass die Knaben allezeit ein gewisses Verhältnis zu den Mahden haben», heißt es in seinem Werk. Die «Göttliche Ordnung» sei ein Gottesbeweis anhand statistischer Daten.
«Süßmilch war Wegbereiter der deutschen Statistik und außerdem ein Universalgenie», sagt Elsner. «Er war der erste, der Tabellen zusammengestellt und ausgewertet hat - der Statistik-Urahn.» Elsner träumt von einem kleinen Süßmilch-Museum im Galgenhaus an der Brüderstraße 10. Dort solle das Werk des weitgehend Unbekannten dargestellt werden. Im Galgenhaus lebte und arbeitete Süßmilch von 1742 bis zu seinem Tod.
Ein Vergleich zwischen dem Alt-Berlin von 1852 und dem heutigen Berlin zeigt: Meist haben wir es besser. 22 Prozent der Berliner heute sind 60 Jahre und älter. In Alt-Berlin erreichten nur vier Prozent dieses Alter. 21,5 Prozent starben an Schwindsucht und Abzehrungen, bei uns sind Herz- und Kreislauferkrankungen die häufigste Todesursache (41,4 Prozent). Andererseits bringen sich heute doppelt so viele Berliner (1,4 Prozent) um wie vor 150 Jahren. Nur im Kinderkriegen waren die «alten» Berliner besser als die heutigen: 36 Geburten gegenüber neun auf 1000 Einwohner. mtn