Heute um 13 Uhr bei der Hanfparade ziehen Zehntausende vom Potsdamer Platz zur Gedächtniskirche. Sie sind für die Entkriminalisierung von Cannabis, fordern ihr Recht auf Rausch ein. Um 16.15 beginnt die Abschlussveranstaltung auf dem Breitscheidplatz.
Herr Ströbele, sind Sie bekifft?
Hans-Christian Ströbele: Nein. Ich rauche nicht, trinke keinen Alkohol, nehme noch nicht einmal Kaffee zu mir. Ein Nicht-User sozusagen.
Was machen Sie denn auf der Hanfparade?
Ich setze mich schon lange für eine Entkriminalisierung von Cannabis ein. Es ist einfach nicht richtig, dass der Konsum von hochprozentigem Alkohol geradezu schick ist, der von Hanf hingegen geächtet und unter Strafe gestellt wird.
Das ist auch nicht gerade neu . . .
. . . aber wahr bleibt es dennoch. Trinker werden aggressiv, kosten die Volkswirtschaft jedes Jahr Milliarden und sterben an den Drogen. Dennoch findet man sie überall. Selbst im Bundestag erzählen Kollegen, wie sie sich drei Tage lang auf dem Oktoberfest volllaufen lassen. Sie sind auch noch stolz darauf.
Wer denn?
Sag ich nicht.
Der Bundestag also ein Hort des Alkoholismus?
Überall wird gesoffen. Ich als Nicht-Konsument rieche das, wenn schon am Tag zur Flasche gegriffen wird.
Also Verbot?
Verbieten ist das falsche Mittel. Werbung für Alkohol sollte man verbieten. In 100 Jahren wird man fragen: Was war das für eine verlogene Moral?
Also Freigabe?
Absolut. In welcher Form, darüber kann man reden. Als Anwalt habe ich Menschen vertreten, die, nur weil sie in ihrer Badewanne ein paar Hanf-Pflanzen hielten, ein halbes Jahr Gefängnis erhielten. Das ist einfach ein unhaltbarer Zustand.
Was ist mit harten Drogen?
Abhängige sind krank. Davon bin ich überzeugt. Viele meiner drogenabhängigen Mandanten könnten noch leben, wenn sie ihren Stoff vom Staat bekommen hätten. Man muss ihnen helfen, nicht sie verfolgen.
Haben Sie eigentlich keine Laster?
Doch, natürlich.
Welche denn?
Das werde ich Ihnen gerade sagen!
Ach, kommen Sie!
Also, ich esse gerne Süßes. Besonders Schokolade, die ist nämlich gesund, hat viel Eisen, mehr übrigens
als Spinat.
Davon wird man ja bekanntlich sehr stark. . .
Eben.