Zum zweiten Mal innerhalb von nur acht Tagen ist einem Kriminellen die Flucht aus dem Maßregelvollzug gelungen. Freitagvormittag entkam ein 30-Jähriger vom Gelände der Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik in Reinickendorf. Der Flüchtige, der wegen Diebstahl, Raub und Körperverletzung eine Haftstrafe von sieben Jahren zu verbüßen hatte, wurde dort seit 1998 behandelt. Die Ärzte schätzen ihn als gefährlich ein.
Auf dem Gelände der Nervenklinik betreibt das Land Berlin eines seiner beiden Maßregelvollzug-Krankenhäuser. Der 30-Jährige sollte dort von seiner Drogensucht kuriert werden. Gegen 10.30 Uhr öffneten er und ein Komplize mit einem Dietrich die Tür zu einem Zimmer, in dem eine Leiter aufbewahrt wurde. Sie brachen anschließend eine Dachluke auf. Vom Dach gelangten sie zu einer Außenmauer. Der 30-Jährige flüchtete, sein Begleiter wurde entdeckt und zurückgebracht.
Erst am Himmelfahrtstag war ein 26-Jähriger aus dem Maßregelvollzug in Berlin-Buch geflohen, auch er wurde wegen seiner Rauschgiftsucht therapiert. Auf dem Reinickendorfer Areal soll von 2003 an eine Plexiglaswand von fünf Meter Höhe weitere Ausbrüche verhindern. Die Reinickendorfer Bezirksbürgermeisterin Marlies Wanjura (CDU) kritisierte nach dem gestrigen Vorfall erneut die Art des Berliner Maßregelvollzuges: «Technische Verbesserungen lösen das Problem nicht, Fluchtversuche richten sich dann gegen das Personal. Günstiger wäre, die Patienten in kleineren Einheiten zusammenzufassen. In anderen Bundesländern ist dies üblich. Platz wäre zum Beispiel im Krankenhaus Moabit.» tz