Krankheitswelle: Kita muss schließen

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Sabine Gundlach und Brigitte Schmiemann

Personalnotstand in der Kita am Magistratsweg 101 - 103: Nur fünf der eigentlich erforderlichen zwölf Erzieher betreuen derzeit 105 Kinder. Die Einrichtung in Staaken wird deshalb am kommenden Dienstag geschlossen. «Mit 99-prozentiger Sicherheit nur vorübergehend», versichert Kita-Fachbereichsleiter Detlev Nagi. Angesichts des hohen Krankenstandes habe er die Notbremse ziehen müssen - schon wegen der Aufsichtspflicht. Am 3. Juni soll die Einrichtung wieder öffnen. Dann, so hofft Nagi, werden zumindest zwei Stellen neu besetzt sein; es gebe Bewerbungen.

«Es ist sicher nicht der richtige Weg, eine Kita zu schließen. Wenn so viele Erzieherinnen gleichzeitig ausfallen, muss man eben aus anderen Kitas Kräfte einsetzen, um Ersatz zu schaffen,» kommentierte Thomas John, Sprecher von Jugendsenator Klaus Böger (SPD), die Vorgehensweise in Spandau.

Möglichkeiten, aus anderen Kitas Personal abzuziehen, sieht Nagi jedoch nicht. «Wir haben 33 offene Stellen in unserem Außenbezirk. Ich kann nicht an einem Tischtuch ziehen, das ohnehin schon zu klein ist.»

In der Überhangliste des Senats gebe es aktuell zwar 23 Erzieherstellen. Doch auch die helfen in Spandau nicht weiter: «Der Großteil davon sind Leitungskräfte und Erzieherhelferinnen», sagt Nagi. Viele scheuten auch den weiten Weg aus den östlichen Bezirken in die Havelstadt.

75 Kindern der Kita am Magistratsweg wird jetzt erst einmal mit einem Notgruppenprogramm geholfen - sie werden in der Zwischenzeit in nahe gelegenen Kitas untergebracht. Viele Eltern sorgen sich dennoch, dass der Bezirk das Personalproblem nicht in den Griff bekommt.

Für Anita Gobel, allein erziehende Mutter zweier Söhne, würde das bedeuten, dass sie ihren Kellnerjob aufgeben muss. Sohn Pascal (7), der seit seinem zweiten Lebensjahr die Kita besucht, kommt zwar nach den Sommerferien in die Grundschule, doch mit dem zugesicherten Hortplatz hatte Frau Gobel fest gerechnet: «Ich arbeite Schicht und muss mich mit vier Kolleginnen über meine Arbeitszeiten verständigen. Sie sind rücksichtsvoll, aber auf Dauer geht das nicht.» Nach Pfingsten hat Pascal zunächst einen der Notgruppenplätze in der Kita Magistratsweg 69.

Auch Gabi Frank, 36-jährige Mutter dreier Kinder, fürchtet um ihre Chancen, wieder arbeiten zu können. Die kleine Jennifer (eineinhalb Jahre alt) besucht erst seit zweieinhalb Monaten die Krippe. Sie hat keinen Notplatz erhalten, weil ihre Mutter zu Hause ist.

«Das ist erst die Spitze des Eisbergs», schätzt Uwe Bröckl die Lage ein. Der Mitbegründer der Spandauer «IG für Bildung - gegen Kürzungswahn» berichtet, dass an der Kita, die sein Sohn Max besucht, vom Sommer an mindestens vier Stellen fehlen werden. «Die Elternvertreter von 20 der 53 öffentlichen Kitas planen bereits für den 12. Juni eine Demo zum Spandauer Rathaus», kündigt er an.