Vermutlich war die 50-jährige Elena G. die letzte Frau, die im Jahr 2002 das Moabiter Kriminalgericht als Verurteilte verließ. Mit einer gehörigen Portion Wut im Bauch. Und auch die drei Jahre ältere Veronika S., die gefährlich kurz hinter ihr lief, war alles andere als froh gestimmt. Beide Frauen sind blond und korpulent. Beide hatten sich um den 48-jährigen Eckhard G. gestritten. Beide standen deswegen nun vor Gericht - Elena G. als Angeklagte, Veronika S. als Zeugin.
Im Anklagesatz steht, Elena G. sei Anfang 2002 in die Hohenschönhausener Wohnung der Veronika S. gestürzt, habe dort - wie erwartet - ihren Ehemann entdeckt und daraufhin die Widersacherin beschimpft und sogar verprügelt.
Elena G. hatte das anders in Erinnerung. Sie habe lediglich versucht, sagte sie, den halbbekleideten Ehemann gewaltsam anzuziehen. Dabei sei versehentlich ihr Ellenbogen in das Gesicht der Veronika S. geraten. Ja, räumte sie ein, geschimpft habe sie in ihrer Rage sicher auch ein wenig. Im Anklagesatz ist das Wort «Hure» vermerkt.
Veronika S. indes hatte «noch ganz andere Schimpfworte gehört». Auch sei sie von der Angeklagten ganz bewusst geschlagen worden. Vor Gericht erwähnte sie eine Plastikflasche. Bei der Polizei hatte sie von einem als Waffe eingesetzten Hackenschuh berichtet.
Was denn richtig sei, fragte der Richter irritiert - und verzichtete mangels Beweisen auf eine Verurteilung wegen Köperverletzung. Es blieben jedoch die Vorwürfe der Beleidigung und Bedrohung. Dafür muss die arbeitslose Elena G. eine Geldstrafe von 600 Euro zahlen. Und Eckhard G. - auch er ist ohne Arbeit und lebt jetzt wieder bei Elena - wird sie kaum unterstützen können. Er schwieg vor Gericht, wagte kaum aufzublicken. Und es war zu spüren: Keine der Frauen wird ihm je verzeihen können.