Handel hofft auf Umdenken

Welche Auswirkungen der Euro für die Berliner hat - dazu befragte Morgenpost-Redakteur Konrad Jahr-Weidauer den Sprecher des Einzelhandelsverbandes, Jan Holzweißig.

Herr Holzweißig, die Berliner sind fest überzeugt: Seit der Einführung des Euro werden sie vom Einzelhandel über den Tisch gezogen. Gibt es dafür Belege?

Jan Holzweißig: Davon kann überhaupt keine Rede sein. Das tatsächlich Anfang 2002 überteuerte Obst und Gemüse war klar auf die Witterungsverhältnisse in den Erzeugerländern zurückzuführen. Der Euro hatte damit nichts zu tun. Auch für eine Preissteigerung bei den Waren des täglichen Bedarfes gibt es keinen Beweis. Die Berliner Kunden sind ohnehin durch den Preiskampf von Lebensmitteldiscountern in einer vorteilhaften Lage. Weder Aldi noch Lidl könnten sich erlauben, die Preise in die Höhe zu treiben.

Und dennoch, es muss doch Anhaltspunkte für die miese Stimmung geben?

Ich sage ja nicht, dass es keine Erhöhungen gegeben hat. Sie sind aber in erster Linie bei den Dienstleistern oder aber in den Gaststätten anzutreffen. Manche haben die Euro-Umstellungskosten einfach auf die Preise aufgeschlagen. Da im Handel der Gewinn gering ist, kann das nicht über die Preise abgefangen werden, dann bleibt der Kunde weg.

Haben sich die Vorwürfe auf den Umsatz ausgewirkt?

Die Diskussion um den Euro hat dem Handel insgesamt geschadet. Kunden blieben weg, Einzelhändler büßten stark an Umsatz ein. Ich hoffe, dass im neuen Jahr bei den Käufern eine Wende im Denken einsetzt.