Viele klagen über Ebbe im Portmonee und schieben die Schuld auf den Euro. Doch durch die Währungsumstellung allein sind die Preise nicht höher geworden. Gestern testete die Berliner Morgenpost 70 Artikel des täglichen Gebrauchs, von der Creme über Lebensmittel bis zu Bohrmaschinen. Das Ergebnis: Im Vergleich zum November 2001 sind die meisten Preise nicht gestiegen.
Anfang des Jahres hatte das Kölner Institut für angewandte Verbraucherforschung (IVAF) dagegen bei einem Test festgestellt, dass zwischen April 2001 und Januar 2002 jedes vierte Produkt teurer geworden ist. In Berlin reichte die Teuerungsrate von 0,1 bis 27 Prozent. Fazit: Lange bevor der Euro kam, wurden im Jahr 2001 die Preise erhöht. Das spiegelt sich auch im Anstieg der Lebenshaltungskosten im vergangenen Jahr wider. Lagen die Preissteigerungen im Januar 2001 noch bei einem Prozent, so erreichten sie mit 2,3 Prozent im Mai einen Höchststand.
Anders das Bild in diesem Jahr: Seit Januar blieben die Preise weitgehend stabil. Unterschiede gibt es vor allem im Lebensmittelhandel. Einige Produkte wie Rotkäppchensekt sind deutlich preiswerter geworden. Im Januar bot Kaufhof die Flasche für 5,19 Euro an. Gestern war sie für 2,99 Euro zu haben. Sinn & Leffers bietet die Jeans Companion Casual inzwischen sogar 10 Euro billiger an.
Während es bei den Lebensmittelpreisen Schwankungen nach oben und unten gibt, zeigt sich beim Heimwerkerbedarf eine deutliche Tendenz nach oben. Die Meistersteckschlüssel aus dem Autozubehör bei Karstadt kosteten vor einem Jahr 81,39 Euro, jetzt 89,99 Euro. Gleiches ist bei Tapetenkleister zu beobachten: Innerhalb eines Jahres stiegt der Preis pro Packung von 5,19 Euro auf 5,49 Euro.
Nach zwölf Monaten kaum noch zu überprüfen sind dagegen Elektrogeräte wie Kühlschränke, Staubsauger oder Mikrowellen. Denn viele Artikel sind nicht mehr auf dem Markt oder durch Nachfolgeprodukte ersetzt worden.
Das Test-Ergebnis der Berliner Morgenpost deckt sich auch mit den Erfahrungen der Stiftung Warentest. «Wir haben keine großen Änderungen im Handel feststellen können», sagt Hermann-Josef Tenhagen, Chefredakteur der Zeitschrift Finanztest. «Wenn es wesentliche Teuerungen gegeben hat, dann im Dienstleistungsbereich.»
Friseur, Reinigung oder Restaurantbesuch seien teurer geworden. Die Einschätzung teilt Erwin Engels, Referent für Preisstatistik beim Statistischen Landesamt. «Wegen der Kältewelle in den Mittelmeerländern Anfang des Jahres waren die Preis für Ost und Gemüse in die Höhe geschnellt.» Zusammen mit Steuer- und Benzinpreiserhöhungen belastete dies die Börsen der Berliner. Einen Preisanstieg von 1,7 auf 2,1 Prozentpunkte verzeichneten die Statistiker im Januar.
Monatlich stellt das Amt 750 Produkte für den so genannten Warenkorb zusammen. Er enthält von der Miete über Benzin und Dienstleistungen bis hin zu Lebensmitteln alles, was der Bürger normalerweise zum Leben braucht.