Ein buntgemischter, gleichwohl im gemeinsamen Kampf jedes Einzelnen gegen die Kälte vereinter Aufzug hat gestern Abend anlässlich des Besuches des israelischen Staatspräsidenten Mosche Katzav für «Solidarität mit Israel» und gegen einen geplanten Neonazi-Aufmarsch demonstriert. Während autonome Gruppen und vereinzelte PDS-Aktivisten sich als sichtbares Gegengewicht zu der rechten Anti-Israel-Veranstaltung sahen, bezog die Mehrheit klar Position für Israel. Am Versammlungspunkt Dorotheen-/Ecke Charlottenstraße, an dem sich rund 200 Teilnehmer eingefunden hatten, wandten sich die Redner gegen «das anständige Deutschland», das sich im Stillen jedoch gegen Israel verbündet habe. Aber der jüdische Staat sei «in Not». Daher heiße die einzige Devise: «Waffen für Israel!»
Zu der von der NPD angekündigten Demonstration kamen nur etwa 50 Teilnehmer. Sie versammelten sich auf der Georgenstraße, marschierten aber entgegen ihren Planungen von dort nicht weiter, weil Gegendemonstranten ihnen den Weg in die Friedrichstraße versperrten. Die Polizei drängte die Gegner der Neonazis schließlich zur Seite, so dass die NPD-Anhänger gegen 19.10 Uhr in Richtung Unter den Linden und Schlossplatz gehen konnten. Die Polizei nahm drei Demonstranten fest, insgesamt blieb der Neonazi-Marsch friedlich.
Für Präsident Katzav gilt während seines Berlin-Besuches angesichts der Bedrohungen durch islamistische Terrorgruppen die höchste Sicherheitsstufe. Die Polizei war im Großeinsatz, die genaue Zahl der Beamten wurde jedoch nicht genannt. Sowohl Polizisten in Zivil als auch in Uniform sorgten für den Schutz des Gastes. Für dessen Sicherheit waren bereits in den vergangenen Tagen Gebäude und Freiflächen entlang möglicher Fahrtrouten abgesucht worden. Dabei waren auch Sprengstoffspürhunde im Einsatz. Außerdem hatte die Polizei Gullydeckel und Versorgungsschächte kontrolliert und verplombt sowie zahlreiche Papierkörbe abmontiert.
Bis zum Abend zeigte sich die Polizei mit dem Einsatz zufrieden. Größere Verkehrsbehinderungen durch Absperrungen seien ausgeblieben. Die bei Besuchen von Staatsgästen üblichen Flaggen am großen Stern waren nicht gehisst, da Katzav zwar zu einem «offiziellen Besuch», nicht aber zu einem mit den größten protokollarischen Pflichten verbundenen «Staatsbesuch» in Berlin weilt. k.r./tz/rfi