Stundenverzicht für neue Lehrer

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Christa Beckmann

Viele Lehrer geben etwas Arbeit und Geld ab, damit junge Lehrer eingestellt werden können. So lautet die Kurzformel eines schulischen «Solidarpaktes», mit dem die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) die geplante Arbeitszeiterhöhung und den Einstellungsstopp an den Schulen verhindern will.

Bei ihrer Beschäftigungsoffensive, die jetzt in den Schulkollegien diskutiert werden soll, setzt die GEW auf «Freiwilligkeit und Selbstverpflichtung der Lehrer». Ihre Rechnung: Lehrer mit einer vollen Stelle geben fünf Jahre lang ohne Lohnausgleich ein bis drei Stunden weniger Unterricht pro Woche. Das dadurch gesparte Geld wird für neue Einstellungen ausgegeben. Wenn 20 000 der 24 000 vollzeitbeschäftigten Lehrkräfte (8000 arbeiten bereits in Teilzeit) ihre Arbeitszeit um durchschnittlich zwei Pflichtstunden reduzieren, könnten etwa 1600 neue Lehrer eingestellt werden, rechnet die GEW. Und weil Berufsanfänger weniger kosten, kann das Land damit nach Ansicht der Gewerkschafter in fünf Jahren noch knapp 70 Millionen Euro sparen.

Voraussetzung dafür sei allerdings die Rücknahme der einseitig vom Senat verordneten Sparvorgaben, betont GEW-Landeschef Ulrich Thöne: «Denn das ist eine Katastrophe für die Bildung in Berlin.» Wenn das Land bis Ende 2004 keine jungen Lehrer mehr einstelle, sei ein Lehrermangel in Berlin programmiert. Die dringend benötigten Pädagogen wanderten in andere Bundesländer ab, wo man sie mit offenen Armen empfange. Schon heute gebe es zu wenig Nachwuchs.

Ilse Schaad vom GEW-Vorstand ist sich sicher, dass die Beschäftigungsoffensive bei den Lehrern auf offene Ohren stoßen wird: «Wir wissen, dass viele Kollegen auf etwas Gehalt verzichten würden, wenn sichergestellt ist, dass das Geld nicht in schwarzen Haushaltslöchern verschwindet, sondern gezielt für Neueinstellungen ausgegeben wird.» Das habe der Erfolg einer ähnlichen Teilzeit-Initiative der Lehrerverbände Mitte der 90er-Jahre gezeigt. «Das Verantwortungsbewusstsein unter den Kollegen ist groß.» Bis Mitte des kommenden Monats hofft die Gewerkschaft nun auf Rückmeldung aus den Schulen.