Lothar Lamm war ein Steppke, als er die Liebe zum Essen und Kochen entdeckte. Bis heute hat der Küchenchef im Restaurant des Fernsehturms nicht vergessen, wie er sich als Knirps auf Einladungen bei seiner Tante freute: «Aus einem Hähnchen und frischem Gemüse hat sie die wunderbarsten Dinge gekocht und aufgetischt.» Auch ein Bekannter der Eltern verdiente sein Geld hinter Herden, Pfannen und Töpfen. «Er war Sous-Chef im Café Moskau und brachte uns Weinbergschnecken und Froschschenkel mit», erzählt der gemütlich wirkende 47-Jährige von ersten exotischen Geschmackserlebnissen. So ist es kein Wunder, dass sein Berufsziel früh feststand.
Frisch von der Schule weg bewarb Lothar Lamm sich für eine Kochlehre und setzte seine Ziele gleich hoch an: «Ich wollte ins Ermelerhaus oder ins Ganymed, das waren die Besten damals.» Doch wie es mit Träumen so ist, sie gehen nicht immer in Erfüllung. Lothar Lamm landete in der Fernsehturmküche. «Rückblickend war das ein Riesenglück, dort arbeiteten lauter junge Chefs, motiviert und engagiert, bei denen habe ich viel gelernt», sagt er heute.
Weitere Stationen seiner Ausbildung waren das «Gastmahl des Meeres» in Mitte, wo er Tintenfisch und Walfleisch kennen lernte, seltene Lebensmittel zu DDR-Zeiten. Gleich nach der Lehre begann Lothar Lamm seine Meisterausbildung und schloss sie als einer der jüngsten Küchenmeister zu DDR-Zeiten ab.
Doch wirklich gut ist erst, wer auch unter schwierigen Bedingungen Erstklassiges auf den Teller bringt. Lothar Lamm und seine acht Kollegen sowie vier Azubis müssen für 200 Gäste auf winzigen zwölf Quadratmetern kochen. «Da gehört eine ordentliche Portion Organisationstalent dazu», sagt er.
Die Leidenschaft des 100-Kilo-Kochs gilt zwar großen Buffets. Doch dankbare Gäste machen ihn jeden Tag aufs neue zufrieden: «Wenn leer geputzte Teller in die Küche zurückkommen, dann freue ich mich natürlich immer.»