Hausmeister angezeigt, weil er Sprayer stellt

Wie reagiert ein ordentlicher Bürger, wenn er in der S-Bahn Jugendliche beim Graffiti-Sprühen erwischt? Der 40-jährige Hausmeister Jürgen Krause offenbar falsch. Er sprach die Schmierfinken an und zog, als sie frech reagierten, kurzerhand die Notbremse. «Obwohl wir im ersten Wagen saßen», sagt er, habe der Fahrer nicht einmal die Tür geöffnet. Der Zug sei langsam in den Bahnhof Schönhauser Allee eingefahren. Dort konnten zwei Jugendliche fliehen. Den dritten hatte der 1,84 Meter große, 120 Kilo schwere Krause fest im Griff: «Der hat um sich geschlagen, getreten und geschimpft», sagt er. Herbeigerufene Polizisten hätten dem couragierten Hausmeister deswegen sogar «zu einer Anzeige wegen Beleidigung» geraten.

Gut einen Monat später bekam Krause Post von der Soko Graffiti. Er war als Zeuge geladen und hoffte, «dort vielleicht sogar die von der Bahn auf Plakaten versprochenen 500 Euro Belohnung'» für das Ergreifen eines Sprühers zu erhalten. Ein Irrtum. Gegen Krause lief eine Anzeige wegen Körperverletzung. Weil er den Sprüher in den «Schwitzkasten genommen» und angeblich einmal sogar geschlagen habe, so steht es inzwischen in der Anklageschrift. Einziger Zeuge: der Sprüher. Auf Krause - «Ich kann das nicht begreifen» - wartet jetzt tatsächlich ein Strafprozess. mim