Neuer Streit um Grippeschutz

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Tanja Kotlorz

Der Impfstreit hat ein innerärztliches Nachspiel. Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Berlin hat gestern an 2840 Berliner Hausärzte einen Rundbrief geschickt, in dem sie sich von einem Schreiben der Berliner Ärzte-Initiative «Medi-Verbund» distanziert.

In dem Medi-Verbund-Brief, der an etwa 2000 Hausärzte verschickt wurde, weist der Vorsitzende der Ärzte-Initiative und Augenarzt Uwe Kraffel zunächst auf das Ergebnis einer neuen Vereinbarung hin. Demnach erhöhen die Ersatzkassen das Honorar der Hausärzte ab dem 1. Januar von 6 Euro auf 6,20 Euro für eine Grippeschutzimpfung. Zugleich rät Kraffel seinen Kollegen, Patienten ab Anfang Januar 2003 zu impfen, da die Grippewelle erst gegen Ende Januar erwartet werde.

Aus Sicht der KV ist dieser «medizinische» Ratschlag skandalös. «Die KV Berlin distanziert sich von dieser nicht nur aus medizinischen Gründen desorientierenden Aussage des Medi-Verbundes und fordert Sie dazu auf, gemäß der vertraglichen Vereinbarung die Grippeschutzimpfungen im Interesse der grippeschutzbedürftigen Patienten, aber auch im Interesse des öffentlichen Ansehens der Vertragsärzte durchzuführen», fordert KV-Chef Manfred Richter-Reichhelm in seinem Brief an die Hausärzte.

Erstaunt reagiert auch Susanne Glasmacher, Sprecherin des Robert Koch Instituts (RKI), auf die Medi-Verbund-Empfehlung. «Das Robert Koch Institut und das Paul Ehrlich Institut raten dazu, im Oktober und November zu impfen», betont sie. In einer Presseerklärung haben RKI und Paul Ehrlich Institut bereits am 19. September 2002 darauf hingewiesen: «Alle Gefährdeten sollten sich in den nächsten Wochen und Monaten gegen die Virusgrippe impfen lassen.»

Bundesweit sterben jährlich etwa 5000 bis 8000 Menschen an den Folgen einer Virusgrippe. «Für viele ältere Menschen geht es um Leben oder Tod», sagt der Sprecher der Ersatzkassenverbände, Andreas Kniesche. Er hat kein Verständnis für das Rundschreiben der Ärzte-Initiative. Derweil rudert auch Uwe Kraffel von der Ärzte-Initiative zurück. Er spricht jetzt von einem «missverständlichen Hinweis».