Presseball mit den «No Angels», aber ohne den Kanzler

Riesiger Trubel, außergewöhnliche Kleidung, jede Menge nackte Haut. Und der Bundespresseball hatte noch nicht einmal angefangen. Leicht beschürzte Handwerker und Wichtiges-Inventar-Herumschlepper schwirrten gestern Mittag durch den Veranstaltungsort Hotel Intercontinental, Gürteltaschen voller Zollstöcke wippten im Takt hastiger Schritte, und statt Tanzmusik hallten Anweisungen durch den teils schon mit rotem Teppich ausgelegten Eingangsbereich. Am heutigen Abend soll das Erdgeschoss des Hotels am Tiergarten wieder Berlins prächtigster Gesellschafts-Treff werden. Die Veranstalter erwarten 2800 Gäste, unter denen in diesem Jahr allerdings das Kanzlerpaar nicht sein wird.

«Terminliche Gründe», so Alfred J. Gertler, Organisationsleiter des 51. Bundespresseballs, seien dafür verantwortlich. Doch auch ohne diese hätte es Gerhard Schröder möglicherweise als vernünftig erachtet, in Zeiten, da Deutschlands Wirtschaft in die Knie geht, nicht vor laufenden Kameras zu feiern und zu tanzen.

So werden sich an diesem vierten Bundespresseball im Intercontinental, der unter dem Motto «Staats-Theater» steht, alle Augen im 900 Plätze fassenden «Ballsaal Potsdam» auf das Geschehen am Tisch des Bundespräsidenten richten - natürlich ganz unauffällig. Gemeinsam mit Johannes und Christina Rau wurden unter anderem das amerikanische Botschafterpaar Daniel und Marsha Ann Coats, Clive A. Freeman, Vorsitzender des Vereins der Auslandspresse, sowie Friede Springer platziert. Mit der Vorsitzenden der Bundespressekonferenz, Tissy Bruns, dreht Rau traditionsgemäß um 20.30 Uhr den ersten Walzer.

Abgesehen von vielen «no names» unter den Musikkünstlern treten an diesem Abend wieder mal die «No Angels» in Berlin auf. Sie bespielten zuletzt den Tränenpalast. Bis mindestens Sonnabend, 5 Uhr früh, darf anschließend auf zahlreichen Tanzflächen des Hauses weiter geschwoft werden. pag