Die 21-jährige Jana aus Charlottenburg hatte wie alle Menschen Träume. Sie sehnte sich nach der großen Liebe, nach einem interessanten Beruf, nach Anerkennung. Doch die feinfühlige junge Frau mit den blonden Haaren glaubte nicht mehr daran, dass sich ihre Träume eines Tages erfüllen würden. Darum ließ sie sich Sonntagvormittag in ihrem Toyota «Corolla» am Teufelsberg in Grunewald von einem 16-Jährigen erschießen. Der Jugendliche aus Baden-Württemberg tötete sich anschließend selbst.
«Janas Wille, dem Leben entfliehen zu wollen, wurde durch das Internet beflügelt. Dort lernte sie auch ihren Mörder, den 16-jährigen Mario, kennen. Er war es, der seinen Tod in einem Selbstmordforum angekündigt hatte. Nun sind diese Seiten geschlossen worden. Doch Jana kommt nie wieder zurück», sagt die Mutter und ringt mit den Tränen.
Die Berliner Polizei holte gestern Morgen den Computer der Studentin ab. Offenbar soll nun ermittelt werden, welche Selbstmord-Chats die junge Frau bewegt haben, auf diese Weise aus dem Leben scheiden zu wollen. Doch warum wollte die 21-Jährige überhaupt sterben?
Ihre Mutter Eva suchte gestern im Lebenslauf nach Erklärungen: «Jana war wenige Woche alt, als sich ihr Vater das Leben nahm. Ich musste also die Kleine und meinen damals zehn Jahre alten Sohn zunächst allein aufziehen. Erst acht Jahre später heiratete ich erneut, doch die Beziehung scheiterte. Dass mich mein Mann verprügelte, ist auch Jana nicht entgangen. Einige dieser schrecklichen Szenen hat sie hautnah miterlebt. Nachdem ich mich von meinem Mann getrennt hatte, terrorisierte er uns mit abartigen Anrufen. Er spielte uns Szenen aus dem Film Der Exorzist' vor. Irgendwann hörte das dann auf.»
Jana sei ein normaler Teenager gewesen. Sie habe Freunde gehabt, sei auch ab und zu ausgegangen. «Allerdings war sie sehr oft zu Hause und zog sich für Stunden in ihr Zimmer zurück. Vor zwei Jahren machte sie dann ihren Motorradführerschein und kaufte sich ihre erste Suzuki. Sie lebte auf.»
Dann habe sich Jana in einen um viele Jahre älteren Mann verliebt. «Doch diese Beziehung scheiterte im Sommer. Anschließend zog sie sich noch mehr zurück, verbrachte die Zeit am Computer. Dort entdeckte ich auch, dass meine Tochter auf Seiten eines Selbstmordforums gestoßen war. Als ich sie darauf ansprach, wich sie aus und wiegelte ab. In den vergangenen zwei Wochen wohnte ich die meiste Zeit bei meinem neuen Lebensgefährten, Jana war allein zu Hause. Offenbar hat sie sich in dieser Zeit zum Selbstmord entschlossen. Was für eine Tragödie.»