«Viele Raser wollen ihren Frust abreagieren»

Helmuth Thilebeule aus Tiergarten ist seit zwanzig Jahren Verkehrspsychologe. Erst kürzlich legte er bei einem Kongress vor Verkehrsexperten eine längere Arbeit über das Rasen im Straßenverkehr vor. Thilebeule vertritt die Auffassung, dass es im Straßenverkehr schon immer Raser gegeben hat. «Selbst verstärkte Geschwindigkeitskontrollen halten die Raser nicht ab», sagt Thilebeule.

Diese Spezies, die er als äußerst gefährlich und aggressiv einschätzt, seien Fahrer, die ihr Fahrzeug als eine Art therapeutisches Mittel auffassten, um Frustration und Verärgerung loszuwerden. «Um die individuellen Probleme zu bewältigen, drücken sie oft bis zum Anschlag aufs Gaspedal», so Thilebeule weiter. Ihnen sei es in diesem Moment auch völlig gleich, ob sie andere Menschen gefährden.

Neben dieser Minderheit von Rasern, die verheerende Folgen verursachen könnten, gebe es in Berlin eine Art Gruppenzwang. Das sehe man insbesondere auf den großen Ausfallstraßen. Da fahre kaum einer 50 km/h, meist gehe es bis zum Limit von 70 Kilometer pro Stunde, weil man ja wisse, erst dann gebe es Punkte in Flensburg. «Und jeder, der sich in einer solchen Autoschlange befindet, fährt das überhöhte Tempo mit.» jar