«Das Tor ist so schön wie nie»

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Sylke Heun

Foto: JF FO

Der Tag nach der Enthüllung: Tausende spazierten gestern zum Brandenburger Tor, beschauten es von allen Seiten und waren sich einig: Das Berliner Wahrzeichen kann sich auch bei Tageslicht sehen lassen. Sie alle - und nicht nur die Touristen - hatten ihre Kameras dabei. Mit gutem Grund: So schön und neu ist es bestimmt nie wieder zu sehen.

Es ist, als würden sich die Berliner bei Tageslicht persönlich davon überzeugen wollen, dass das sanierte Brandenburger Tor auch wirklich schön geworden ist. Am Tag nach der feierlichen Enthüllung drängten sich gestern die Menschen auf dem Pariser Platz. Über die Straße des 17. Juni und Unter den Linden flanierten sie auf das Denkmal zu, das sich am Vormittag noch im Sonnenschein präsentierte. Ihre einhellige Meinung: «Es ist toll geworden.»

Nur eines bedauerten die frühen Besucher: Durchgehen konnte man zunächst noch nicht. Die weiträumige Absperrung der Eröffnungsveranstaltung musste für die Demontage der großen Bühne stehen bleiben. Ein Kran fuhr immer wieder durchs Bild. An ihm wurden die schweren Bühnenteile durch die Luft gehoben. Arbeiter bahnten sich laut hupend mit Lastwagen einen Weg durch die Menge. Das konnte der guten Stimmung aber nichts anhaben. Wer auf das Tor zulief, zückte die Kamera, wer sich davon entfernte, drehte sich immer noch mal um, um doch noch einen letzten Blick darauf zu erhaschen.

Wer um Punkt zwölf Uhr besonders aufmerksam war, der konnte den früheren amerikanischen Präsidenten Bill Clinton ankommen und ins Restaurant Tucher gleich rechts vom Tor entschwinden sehen. Dort traf sich Clinton mit Altbundeskanzler Helmut Kohl zum Mittagessen. Sein Eintreffen am Pariser Platz wurde als erstes von Arbeitern auf dem Dach des Tores bemerkt, die ihn jubelnd und mit lautem Applaus begrüßten.

Und wer genug gesehen und fotografiert hatte, der suchte sich einen Platz in den umliegenden Cafes und Restaurants. «Im nächsten Sommer wird es hier richtig schön. Dann kann man draußen sitzen und auf das Tor und den Platz schauen», sagte eine Passantin und malte sich einen gemütlichen Sonntagnachmittag aus. Nur die Busse und die Taxen, die laut Senatsbeschluss das Tor passieren dürfen, die würden doch etwas stören.

Mit dieser Meinung stand sie nicht allein da. «Touristen können die paar Schritte doch auch laufen», sagte Erika Horn aus Spandau. «Die Busse sollen draußen bleiben», fand auch Dieter Schmidtkunz aus Steglitz, das würde den Platz viel schöner und ruhiger machen.

Der Pariser Platz als Idyll, das konnte sich gestern niemand so recht vorstellen, dazu war es im Trubel der Besucher und des Abbaus viel zu laut. Und zu dreckig. Eine Million Besucher hatten ihre Spuren hinterlassen. Die Saubermänner von der BSR räumten und kehrten seit dem frühen Morgen, ließen sich aber immer wieder ablenken - vom Blick auf das Tor.