Das Brandenburger Tor war erst der Anfang

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Sylke Heun

Das Brandenburger Tor war noch nicht fertig saniert und enthüllt, da trug sich die private Stiftung Denkmalschutz Berlin bereits mit Plänen für nächste Projekte. Es wird nahtlos an das Tor angeknüpft: Schon im kommenden Monat beginnen die Sanierungsarbeiten am Alten Palais Unter den Linden. Der streng klassizistische Anbau der Königlichen Bibliothek gehört zur Humboldt-Universität. Er wurde im November 1943 zerstört und erst 1963/64 wieder aufgebaut.

Auch das Alte Palais wird wie das Brandenburger Tor eine sich selbst finanzierende Baustelle. Als Projekt-Partner setzte sich die Wall AG mit einem kreativen Werbekonzept durch. Reinhard Müller, Vorstandsmitglied der privaten Stiftung Denkmalschutz Berlin, verrät: «Das Gebäude wird auf der Plane stark verfremdet.»

In Gedanken ist der Architekt allerdings schon einen Schritt weiter: beim maroden Strandbad Wanssee, das er als ein «würdiges und tolles Nachfolgeobjekt für das Brandenburger Tor» bezeichnet. Die Sanierung werde voraussichtlich drei Jahre dauern, sie soll pünktlich 2007 zum 100-jährigen Bestehen des berühmten Bades abgeschlossen sein. Müller: «Wenn der Senat unser Konzept absegnet, können wir im Frühjahr nächsten Jahres dort beginnen.»

Es gibt viel zu tun, aber so ganz kann Müller vom Brandenburger Tor, dem Premieren-Projekt der 1999 gegründeten Stifung, nicht lassen: «Ich bin ein bisschen traurig, dass es jetzt vorbei ist. Es war etwas Besonderes.» Und das, obwohl in den vergangenen zwei Jahren viele Nerven auf der Strecke blieben. Müller: «Die Sanierung war ein enormer logistischer Aufwand.» Jede Plane musste von der Bauaufsicht des Bezirksamtes Mitte genehmigt werden. Es kam zu bizarren Situationen. So mussten die Denkmalschützer beispielsweise über die Fußballstutzen diskutieren, die den Behördenvertretern als «zu farbintensiv» erschienen.

Die Berliner hatten sich mit den Werbeplanen schnell angefreundet. Damit hatte Müller nicht gerechnet. Was er dagegen bis heute nicht verstehe, sei das Unverständnis vieler Menschen, das dem ehrenamtliche Engagement der Stiftung in den ersten Monaten entgegengebracht wurde. Müller spielt damit auf den inzwischen vor Gericht ausgeräumten Vorwurf an, die Stiftung würde die Bauarbeiten bewusst verzögern, um mehr Werbegelder zu kassieren.

Das Brandenburger Tor, bei dem sowohl die Zeitvorgabe als auch der eingeräumte Finanzrahmen (4 Millionen Euro) eingehalten werden konnten, sei ein gutes Zeugnis für die Stiftung. «Denkmalpflege muss doch nicht unwirtschaftlich sein», sagt Sponsorensucher Müller, der sich selbst spöttisch als «Bettelmönch» bezeichnet. Aber anders ginge es nicht mehr, denn: «Berlin hat für jedes seiner Denkmäler 50 Euro in der Stadtkasse - pro Jahr.»

Die Stiftung

Wer mehr wissen will via Internet: www.stiftung-denkmalschutz-berlin.de