Am Ende hatte Gregor Gysis Nachfolger gut lachen. Nicht nur eine sichere Mehrheit von 78 der 138 anwesenden Parlamentarier wählte gestern Harald Wolf (PDS) zum neuen Wirtschaftssenator. Bei der Abstimmung konnte der frühere Fraktionschef sogar eine Oppositions-Stimme auf der Haben-Seite verbuchen. Vor der geheimen Wahl hatten CDU, FDP und Grüne betont, Wolf ablehnen zu wollen. Da SPD und PDS zusammen nur 77 Stimmen im Abgeordnetenhaus haben, dürfte bei der geheimen Wahl ein Abweichler bei den Grünen pro Wolf angekreuzt haben. Wolf bekam neben 59 Nein-Stimmen zudem eine Enthaltung - wohl auch von einem Grünen.
Dabei hatte Grünen-Fraktionschefin Sibyll Klotz Wolf Charakterlosigkeit vorgeworfen. Vor Jahren hatte er die Grünen Richtung PDS verlassen. Klotz: «Begründung war damals, die Grünen würden angeblich eine dauerhafte Regierungstätigkeit anstreben.» Für sie um so befremdlicher, dass nun ausgerechnet er ein Senatsamt annimmt.
CDU-Fraktionschef Frank Steffel bezeichnete Wolf als «Notlösung und Vorschlag der Mittelmäßigkeit». Er warf ihm vor, keine Beziehung zur Wirtschaft zu haben. Für den FDP-Fraktionsvorsitzenden Martin Linder ist Wolfs Wahl zudem «Wählerbetrug»: Gysi sei de angekündigt worden, statt dessen regierten bei der PDS mittlerweile fast nur noch Alt-Linke aus dem Westen. Lindner kritisierte, dass in nur zwei Jahren bereits der vierte Wirtschaftssenator antrete.
SPD-Fraktionschef Michael Müller äußerte sich erneut enttäuscht über Gysis Abgang, doch sieht er in Wolf einen Nachfolger, der Investoren in die Stadt holen und eine gute Politik machen werde. Der künftige PDS-Fraktionschef Stefan Liebich meinte, auch mit Wolf werde es in der Wirtschaftspolitik keinen «Kurswechsel geben». Harald Wolf sei sowohl bei den Gewerkschaften als auch bei vielen Unternehmen als Finanzexperte akzeptiert.