Berlins Südwesten geht baden

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Florentine Anders

Bereits zum dritten Mal in diesem Sommer wurde Berlin am Mittwochabend und in der Nacht zu gestern zum Schauplatz heftiger Unwetter. Starkregen unterspülte oder überschwemmte Fahrbahnen, füllte Tunnel und Keller. In Schöneberg stürzte ein Baum auf fünf Autos. Bis gestern Vormittag zählte die Feuerwehr insgesamt 800 Einsätze. Zusätzlich zur Berufsfeuerwehr halfen 200 Mitglieder der freiwilligen Feuerwehren.

Doch während die Feuerwehr den Ausnahmezustand ausrief und fast alle Einheiten mobilisierte, bekamen die Berliner im Norden und Osten der Stadt nicht einen Tropfen zu spüren. Wieder einmal waren es die bereits arg gebeutelten Bewohner der Bezirke im Südwesten, die unter den Unwetterschäden zu leiden hatten. Die größte Regenmenge hat ein Meteorologe in einer privaten Messstation am Hohenzollernplatz in Wilmersdorf feststellen können. Ganze 75 Liter pro Quadratmeter seien dort innerhalb von nur zwei Stunden niedergegangen. Das ist mehr als die gesamte Regenmenge, die durchschnittlich für den Monat August zu erwarten ist.

In Tempelhof und Mitte wurden dagegen nur 0,4 Liter pro Quadratmeter gemessen, die Wetterstation in Schönefeld blieb gänzlich trocken. Entsprechend örtlich begrenzt sind auch die Schäden, deren Folgen zum Teil auch heute und in den nächsten Tagen noch spürbar sein werden. Die Hubertusallee wird nach Angaben der Polizei an der Ecke Franzensbader Straße weiterhin gesperrt bleiben, ebenso der Adenauertunnel und die Uhlandstraße in südlicher Richtung zwischen Hohenzollerndamm und Güntzelstraße. Alle anderen regenbedingten Straßen-Sperrungen konnten gestern aufgehoben werden.

Erstmals konnte sich bei dem Unwetter das neue Radarprojekt «Konrad» vom Wetterdienst bewähren, das seit Mitte August in der Leitstelle der Feuerwehr installiert ist. «Mit dem radargesteuerten Vorhersagesystem konnten wir die Starkregenentwicklung in den südwestlichen Bezirken gut erkennen, so dass bei der Feuerwehr sehr schnell der Ausnahmezustand ausgerufen werden konnte», sagt Bernd Petzold vom Wetteramt Potsdam. Der Deutsche Wetterdienst war nach dem schweren Unwetter am 10. Juli, bei dem vier Menschen ums Leben kamen, in die Kritik geraten.