Was macht eigentlich . . . ?

| Lesedauer: 3 Minuten
Michael L. Müller

Walter Womacka, in der DDR ein viel beschäftigter und linientreuer Staatskünstler, machte sich nach der Wende keine Illusionen. «Ich wusste, dass sich die Kunstszene völlig ändern und ich als gegenständlicher Maler bei den Medien und beim Museumsbetrieb abgemeldet sein würde», sagt der 76-Jährige. «Wenn man in einer Sache parteiisch ist, muss man bei politischen Veränderungen eben mit so etwas rechnen. Doch es hat mich überhaupt nicht getroffen.»

Bis heute sieht er keinen Anlass, seine Überzeugungen zu verleugnen und seinen künstlerischen Stil aufzugeben, mit dem er sich im Arbeiter-und-Bauern-Staat ganz nach oben gemalt und vor allem im Ostteil Berlins verewigt hat. «Ich dürfte ja sonst mein ganzes früheres Leben nicht mehr gelten lassen.»

Dreimal wurde er mit dem Nationalpreis der DDR ausgezeichnet. Von 1968 bis 1988 war er Rektor der Kunsthochschule Weißensee. Auch heute findet Womackas umfangreiches Werk viele Anhänger. «Dazu gehören Bankdirektoren, Bauunternehmer und andere West-Kunden», erzählt der Maler. Seine Arbeiten hängen nicht nur in privaten Sammlungen. Sie haben ihren Platz weltweit auch in zahlreichen Museen. Mit einigem Stolz stellt der Künstler fest: «In ein finanzielles Loch bin ich 1990 jedenfalls nicht gefallen. Ich kann damit leben, dass die DDR-Kunst bei manchen Leuten verpönt ist.»

Zu den Sammlern, mit denen er ein freundschaftliches Verhältnis unterhielt, gehörte der berühmte Mäzen Peter Ludwig, der Womacka-Bilder in seine Kölner Sammlung aufnahm. Besondere Genugtuung bereitete dem «Meister des sozialistischen Realismus», dass bereits 1992 in Taipeh, der Hauptstadt des chinesischen Inselstaates Taiwan, eine Ausstellung mit mehr als 100 seiner Werke gezeigt wurde.

Womacka residiert nicht weit von der einstigen Mauer entfernt an der Wallstraße. Das Haus mit über zwei Etagen reichendem Atelier hat der Magistrat 1984 nach seinen Wünschen errichten lassen. Vorzugslage mit schönem Blick auf die Spree, versteht sich. Den Ausbau finanzierte der Maler damals selbst.

Er ist wie eh und je ein viel beschäftigter, an seiner Umgebung brennend interessierter Mann. Die Überwachung der Restaurierung seines 125 Meter langen Mosaiks am Haus des Lehrers beansprucht dabei gegenwärtig noch die wenigste Zeit. Walter Womacka hat das Glück, dass ihm die schöpferische Kraft auch im Alter erhalten blieb. Im Atelier stapeln sich die Bilder. Viele hat er erst kürzlich geschaffen, andere entstanden aber schon vor Jahrzehnten.

Womacka-Bilder sind auf Auktionen begehrt, werden in Anzeigen gesucht. Aber dem Künstler sind Werke wie das frühlingshaft-bunte Ölgemälde «Terrasse», das sein Grundstück auf Usedom abbildet, zu sehr ans Herz gewachsen, als dass er sie hergeben würde. Auch nicht für viel Geld.

Dies kommt jetzt der Ausstellung zugute, zu der man ihn nach Most, dem früheren Brüx im nordböhmischen Braunkohlerevier, eingeladen hat. Womacka stammt von dort. Er hat den Ostseeurlaub unterbrochen, um in Most die Ausstellung mit 200 seiner wichtigsten und schönsten Bilder zu eröffnen. Sie werden bis 22. September in der Krypta der gotischen Mariä-Himmelfahrts-Kirche gezeigt. «Alle aus eigenem Besitz - ein Querschnitt meines Lebenswerkes», sagt er.