Der designierte Wirtschaftssenator Harald Wolf (PDS) ist zuversichtlich, dass er seinem Amt gerecht werden kann. Er kenne die Probleme der Berliner Wirtschaft und sei in der Lage, diese anzupacken, sagte er gestern Abend nach der Sitzung des PDS-Landesvorstands. Das Gremium nominierte den 45-Jährigen Fraktionschef einstimmig als Nachfolger Gregor Gysis.
«Ich wollte gerne Fraktionsvorsitzender bleiben, aber meine Parteifreunde haben mich überzeugt», sagte Wolf. Er habe eine Nacht schlecht geschlafen, aber dann den Reiz und das Interesse am neuen Amt entdeckt. Entscheidend seien zwei Gründe gewesen: Die PDS wollte ein politisches Gewicht am Kabinettstisch, und es sollte ein Zeichen der Kontinuität ausgesendet werden, so Wolf. Sein Abgeordnetenhausmandat wolle er behalten.
Wolf will die Zuständigkeiten straffen. Noch im Herbst sollen die Grundzüge einer One-Stop-Agency als zentraler Anlaufpunkt für Investoren beschlossen werden. «Ich bin in der Lage, neue Investoren in die Stadt zu holen», ist sich Wolf sicher. Mit Blick auf seinen Vorgänger betonte der PDS-Politiker, er werde seinen eigenen Stil finden. Dieser werde sach- und ergebnisorientiert sein. Genau das brauche die Berliner Wirtschaft.
Vor einer möglichen Ost-West-Debatte in der PDS habe er keine Angst, sagte der ehemalige West-Berliner Grüne. «Das ist nicht eine Frage des Geburtsortes, sondern des politischen Programms.» Er sei in der Lage, auch Ostinteressen zu vertreten.
Die PDS musste sich einen ganzen Tag lang winden, ehe sie offiziell bekannt gab, was ohnehin schon jeder wusste: Wolf folgt Gregor Gysi nach. Bis zum Abend hatte diese nahe liegende Personalentscheidung niemand aus der Findungskommission bestätigen wollen. Dabei stand der Name Wolf spätestens seit Sonntagabend fest. Aber die oberen Führungszirkel wollten Rücksicht nehmen auf die Parteigremien, die erst im Laufe des Montagabends zusammentreten konnten. Zunächst traf sich der Landesvorstand, danach die PDS-Fraktion. Im Anschluss wurde Wolf als Kandidat präsentiert. Landeschef Stefan Liebich soll ihm an der Fraktionsspitze nachfolgen.
Die Entscheidung für Wolf lag den Strategen dabei offenbar gar nicht so schwer im Magen wie die Nominierung des Landeschefs Liebich als Fraktionsvorsitzender. An der Doppelfunktion des 29 Jahre alten Betriebswirts, der seit 1995 im Abgeordnetenhaus sitzt, könnte sich Kritik in der Partei entzünden. Liebich betonte, er wolle das Amt des Fraktionschefs bis zum Ende der Legislaturperiode des Parlaments ausfüllen.