Bonusmeilen: Ein gutes Geschäft

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Kai Ritzmann

Es ist kurz nach acht Uhr am Morgen, es regnet leicht, und der deutsche Manager setzt sich schon hart für seinen Arbeitgeber ein. Er steht in Tegel in der Menge und spricht in sein Telefon hinein. Um ihn herum sammelt sich die Freizeitgesellschaft in Ferienlaune. Der Manager aber denkt nicht an Urlaub, nicht jetzt. Später vielleicht. Wie der junge Geschäftsmann, der in der Warteschlange für den Flug nach Stuttgart steht. Auch er fliegt im Dienste seiner Firma, auch er sammelt Bonus-Meilen, um sie privat zu nutzen. Wofür genau, das weiß er noch nicht. Erst mal sammeln, dann nutzen.

Er lächelt. «So machen es», sagt er, «rund 70 Prozent.» Così fan tutte, alle tun es. «Jeder weiß, wie es läuft, das ist doch kein Geheimnis.» Die aktuelle Diskussion um die Verquickung von privaten und dienstlichen Belangen schrecke ihn nicht ab. Es klingt ein wenig wie: Wir lassen uns doch unsere Privilegien nicht kaputtreden.

«Sehen Sie», sagt ein anderer, «ich bin seit fünf Uhr auf den Beinen, und es wird acht Uhr abends sein, wenn ich wieder zu Hause bin. Da sind die Gratismeilen eine Art Gratifikation.» Annehmlichkeiten wie ein Dienstwagen oder ein Diensthandy. «Entweder man hats», sagt einer, «oder man hats nicht.» Wer hart arbeitet, so die Manager-Logik, soll auch gewisse Vorteile genießen dürfen. Mit dieser Meinung stehen die Herren nicht allein. Die Flugkilometer, die den Dienstreisenden zur privaten Nutzung überlassen werden, seien «wie Bonbons, die ihnen ans Revers geklebt werden», sagt ein Kollege, der gerade gelandet ist. Er selbst allerdings muss seinen Rabatt der Firma überlassen. «Bei uns wird jeder Flug genau abgerechnet.»

Draußen, beim Taxistand, kommt einer, der es wissen muss, ins Grübeln. «Einige werden Dreck am Stecken haben», mutmaßt der Vielflieger, der bereits für große Unternehmen gereist ist. Er fordert «klare Spielregeln». Viele, sagt er, «werden jetzt überlegen, wie dieser graue Bereich künftig kontrolliert werden soll». Ein Nachdenken, das für manchen Manager nicht unbedingt glücklich verlaufen könnte.

Einer redet von «Fracksausen», das nun den einen oder anderen heimsuchen könnte, die meisten aber nehmen es selbstbewusst. Und überhaupt: Welches Management», fragt vor dem Check-in ein Banker, «mag sich schon ins eigene Fleisch schneiden?»

«Peanuts» seien die Meilen, interessant allenfalls für das Finanzamt. Schließlich würden sie als geldwerte Vorteile gelten, die eigentlich versteuert werden müssten.

Aber jetzt, bitte, nicht noch mehr schlafende Hunde wecken!