Seit 15. Juni ist der S-Bahn-Ring - Berlins «Strecke ohne Ende» - wieder auf voller Länge befahrbar. Doch der Betrieb auf der 37 Kilometer langen Strecke, die an 18 Punkten Umsteigemöglichkeiten zu U- und S-Bahn bietet, ist alles andere als problemlos. Seit der Eröffnung kam es zu hunderten Störungen - Grund für eine erste «Ring-Bilanz».
Auf offener Strecke abrupt haltende Züge oder falsche Signale - dies sind nur einige der Probleme, mit denen sich S-Bahn-Kunden seit Wochen beim Befahren des Rings herumärgern müssen. Die S-Bahn bestreitet die Probleme nicht. «Wir haben in den letzten Wochen sehr viele Anfragen und Beschwerden bekommen» bestätigt S-Bahn-Sprecher Holger Hoppe.
Der bisher ungewöhnlichste Vorgang: Vor etwa vier Wochen musste wegen eines Stellwerkfehlers am Nordring ein Zug auf freier Strecke halten. Weil sich die Passagiere unzureichend vom Zugführer informiert fühlten, stiegen sie auf offener Strecke aus. Um Gefahr für Leib und Leben der Fahrgäste auszuschließen, schaltete der Zugführer daraufhin per Kurzschluss den Fahrstrom in den seitlichen Stromschienen ab. Folge: Auf dem Ring konnten für mehr als 40 Minuten keine Züge fahren. Um die Leute aus dem Gleisbereich zu holen, musste sogar eine Abteilung des Bundesgrenzschutzes anrücken.
Für die Probleme auf dem Ring gibt es zwei Hauptursachen: Gut ein Drittel aller Störungen hängt mit dem Stellwerk zusammen, das die Signale auf dem Ring schaltet. Der von Siemens für die Anlage gelieferte Stellwerkrechner stürzt in regelmäßigen Abständen ab. Bis er wieder hochgefahren ist und problemlos arbeitet, vergehen bis zu 30 Minuten. Auf dem Ring gerät dann meist der Fahrplan fast aller Züge durcheinander.
Das zweite Problem ist die Verknüpfung des Rings mit der aus Norden kommenden S-Bahnlinie S 2. Wegen der bis Mitte Oktober dauernden Sperrung des Nord-Süd-Tunnels wird die S 2 zurzeit am Gesundbrunnen auf den Ring geleitet. Verspätet sich nur einer der aus Buch oder Bernau kommenden Züge,bringt dies auch den Verkehr auf dem Ring durcheinander.
Ähnlich verhält es sich mit den aus Spindlersfeld auf den Ring fahrenden Zügen. Verspäten diese sich bei der Anfahrt zum Ring, sorgt dies am Ende auch für Fahrplan-Störungen auf den Ringlinien S 41 und S 42, in die die anderen Züge fahrplanmäßig «eingetaktet» werden. Der Fahrgastverband Igeb kritisierte das System gestern «als zu störungsanfällig». Es müsse schnellstens geändert werden.
Die S-Bahn verwies darauf, dass Kunden und Mitarbeiter das «Betriebssystem noch lernen» müssten. Dies benötige Zeit. Am 14. Oktober soll jedoch alles besser werden. Dann wird der Nord-Süd-Tunnel wieder geöffnet: Die Züge der S 2 können wieder «vom Ring genommen» und durch den Tunnel geleitet werden. Auch die Stellwerkprobleme will die S-Bahn in den Griff bekommen. «Wir sind mit Siemens im Gespräch», sagt Sprecher Holger Hoppe.
Bauarbeiten