Die Großbaustellen von morgen

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Peter Schubert

In Berlin tagt noch bis Freitag der Weltkongress der Architekten. 5000 Teilnehmer aus aller Welt sind dabei. Anlass für die Berliner Morgenpost zu einer Serie über das Baugeschehen in Berlin. Heute Teil 4: Berlins neue Großbaustellen.

Leitthema des Architekten-Kongresses ist das umweltverträgliche Bauen weltweit. Gefordert wird, die Zersiedlung der Städte zu stoppen und sich möglichst auf bereits bebaute Flächen zu beschränken.

Auch hierbei kann Berlin als Anschauungsbeispiel dienen - in positiver wie auch negativer Hinsicht.

Statt neue Stadtrandsiedlungen à la Berlin-Karow zu bauen oder das Umland mit Eigenheimen zu überziehen, setzt der Senat auf Verdichtung und innerstädtisches Wohnen.

Vor allem in Uferlagen wie in der Wasserstadt Oberhavel oder rund um die Rummelsburger Bucht wird dabei konsequent auf ehemals industriell genutzte Flächen zurückgegriffen. Auch für die Büro-Quartiere von morgen werden entlang der Spree neue Baugebiete erschlossen: in Charlottenburg am Spreeknie zwischen Franklinstraße und KPM-Gelände sowie in Friedrichshain und Kreuzberg die so genannte Mediaspree. Insbesondere dort sind auch architektonisch herausragende Projekte zu erwarten: der «Spreesinus» des Kanzleramtsarchitekten Axel Schultes etwa. Neben dem Holocaust-Mahnmal von Peter Eisenman in den Ministergärten zählt es zu den international wohl am meisten beachteten Vorzeigeprojekten der Hauptstadt.

Problematisch ist allerdings, wie viele Großbaustellen ansonsten noch auf Berlin zukommen. Neben dem Land Berlin, das obendrein den Alexanderplatz mit Hochhäusern neu gestalten will und auch in der historischen Innenstadt auf dem Friedrichswerder und am Spittelmarkt Grünflächen umwidmet, wollen zugleich allerlei andere Großgrundbesitzer ihre Flächenreserven auf den Markt bringen - die Post etwa, vor allem aber die Bahn.

Während jedoch am neuen Zentralbahnhof ein urbanes «Bahnhofsviertel» fehlt, will die bundeseigene Firma Vivico die gewaltigen Brachen am Gleisdreieck entwickeln. Angesichts des dort über Jahrzehnte gewachsenen Biotops hat nun die Architektenkammer offen in Frage gestellt, ob das - von fiskalischen Interessen abgesehen - ökologisch sinnvoll ist.