Ärztekammer bestätigt massive Beschwerden gegen Vivantes

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Frank Diering

Der Präsident der Berliner Ärztekammer, Günther Jonitz, hat die massiven Beschwerden gegen die Vivantes Netzwerk für Gesundheit GmbH bestätigt. «In jüngster Zeit haben uns vermehrt Vivantes-Mitarbeiter informiert, dass die Versorgung in einigen Krankenhäusern im Argen ist», sagte Jonitz gestern der Berliner Morgenpost. Den Stein ins Rollen brachte der Betriebsratsvorsitzende der Vivantes-Klinik Neukölln, Volker Gernhardt.

Wiederholt hatte der Arbeitnehmervertreter auf unhaltbare Zustände in der Klinik Neukölln hingewiesen. «Wir protestieren gegen Bettenabbau und Personalkürzungen», betonte Gernhardt in der gestrigen Ausgabe. Es gehe nicht an, dass die Patientenzimmer zunehmend überbelegt seien und die Kranken immer häufiger - zumeist nachts, aber auch teilweise tagsüber - in ihren Betten auf den Stationsfluren liegen. Durch die Personalkürzungen leide, kritisiert Gernhardt, die Qualität der Patientenversorgung. Zudem gebe es Massen an Überstunden. Wegen dieser Äußerungen droht Gernhardt nun die Entlassung.

Dabei ist Neukölln wohl kein Einzelfall. Nach Informationen der Morgenpost gibt es offenbar auch im Humboldt-Klinikum ebenso im Wenckebach Klinikum, im Max-Bürger-Zentrum sowie im Auguste-Viktoria-Klinikum Probleme. Die Senatsgesundheitsverwaltung ist eingeschaltet, will der Sache nachgehen. «Ob an den Vorwürfen etwas dran ist, werden wir prüfen», sagte Senatorin Heidi Knake-Werner (PDS), die Mitglied des Vivantes Aufsichtsrates ist.

Bisher wollte sich Vivantes zur Kritik von Gernhardt nicht äußern, deklarierte den Fall zur Personalangelegenheit, über die man nicht spricht. Gestern nun die Wende. «Herr Gernhardt hat in der Vergangenheit wiederholt unrichtige Behauptungen aufgestellt», entgegnete Vivantes-Sprecher Ingmar Sütterlin. Im Klinikum Neukölln werden im Zuge des so genannten Qualitätsmanagements Patienten seit längerem über ihre Eindrücke in der Klinik befragt. Mittlerweile gebe es Tausende ausgewerteter Stimmen. «Es ist nicht erkennbar, dass sich die Beschwerden in irgendeiner Weise mehren würden», entgegnet Sütterlin.

Was das Abstellen von Patienten auf den Fluren anbelangt, so könne «es vereinzelt vorkommen, dass Patienten dort stehen», sagte Sütterlin. Dies hätte oftmals jedoch medizinische Gründe. Wenn Patienten etwa nachts zur Beobachtung in der Nähe des Arztzimmers geschoben werden, lege es keinesfalls daran, dass die Klinik überbelegt sei. In der ersten Hälfte dieses Jahres war das Klinikum Neukölln zu 92,3 Prozent ausgelastet. Das bedeute, dass im Schnitt etwa 100 Betten pro Tag frei und ungenutzt seien.