Berlin droht sein wichtigstes Forschungsprojekt im Verkehrsbereich - die Erprobung der fahrerlosen U-Bahn - an andere Städte zu verlieren. Wie die Berliner Morgenpost gestern erfuhr, endet der 1999 auf der Linie U 5 begonnene Feldversuch Ende September ersatzlos. Die erste deutsche fahrerlose U-Bahn wird deshalb wohl andernorts rollen. Aller Voraussicht nach vom Jahr 2004 an in Nürnberg. Grund für Berlins Technik-Flop ist der Stopp beim Ausbau der U 5. Die BVG will die Linie auf voller Länge zu einer Anwenderstrecke für fahrerlose U-Bahnen ausbauen. Geld dafür ist bereits beim Bundesforschungsministerium angemeldet. Dieses gibt es aber nur, wenn die gesamte Strecke fertig gestellt wird. Doch weil der Senat den Weiterbau der U 5 zwischen Alexanderplatz und Lehrter Bahnhof verzögert, bleiben die BVG-Pläne vorerst Makulatur. Der Senat erklärte, den Bau der U 5 nicht kofinanzieren zu können.
Die BVG erprobt seit 1974 fahrerlose U-Bahnen. Auch die Magnet-Bahn am Kemperplatz fuhr mit dieser Technik. Ende 1999 startete der in diesem September auslaufende Großversuch auf der U 5 zwischen den Stationen Biesdorf-Süd und Friedrichsfelde. Die Technik ist voll ausgereift: Kleine Sender in den Zügen melden deren Standort regelmäßig einem Rechner, der die Geschwindigkeit der Züge steuert.
«Wenn der Senat den U-5-Baustopp nicht revidiert, könnte alles Wissen, das Berlin in Jahrzehnten erarbeitet hat, auch im Ausland genutzt werden», warnte BVG-Projektleiter Hans-Christian Kaiser. Berlin riskiere seinen Ruf als «Verkehrskompetenzzentrum». Mitte Oktober gehe in Kopenhagen eine fahrerlose U-Bahn in Betrieb. In den Zügen werde auch Berliner Technik benutzt. Paris und Lyon setzen ebenfalls auf das System. Wen wundert's: Es ist 15 Prozent billiger als «bemannte» Züge.