Am Zentralbahnhof wird es deutlich lauter

Berlins neue Touristenattraktion, der Lehrter Bahnhof, gerät erneut in die Kritik. Wie gestern aus gut unterrichteten Kreisen verlautete, werden an der Mammutstation in Mitte die ursprünglich erwarteten Lärmwerte nicht eingehalten. Grund dafür ist das kürzlich auf Geheiß von Bahnboss Hartmut Mehdorn stark verkürzte Dach.

Um den künftigen Zentralbahnhof planmäßig bis 2006 fertigzustellen, hatte Mehdorn den Zeitplan für die Dachmontage stark verkürzt. Das Dach schrumpfte deshalb von ursprünglich geplanten 430 Meter Länge auf nur noch 321. Folge: Die Züge sind außerhalb «deutlich lauter» als geplant.

Um wie viel, war gestern nicht klar. Weder die Umweltverwaltung noch das Eisenbahnbundesamt machten nähere Angaben. Die mit dem Projekt beauftragte DB Verkehrsbau bestätigte, dass es für die Anrainer lauter werde. Diese hätten allerdings keinen Anspruch auf Lärmminderung. Das Dach sei rechtlich ohne Belang, sagte Sprecherin Gabriele Schlott. Geräuschemissionen würden am Bahnhof wie auf offener Strecke gewertet. Besonderer Lärmschutzmaßnahmen bedürfe es nicht. Die Bahn habe alle erforderlichen Genehmigungen. Die Umweltverwaltung verwies darauf, dass Anwohner das Recht zur Klage hätten. Die Anlieger - etwa die in unmittelbarer Nachbarschaft gelegene Charité - wurden von der Entwicklung überrascht. «Wir haben davon bislang nichts gehört», so Charité-Sprecher Christoph Abele. Sorgen macht sich auch Bahntochter Vivico. Sie will in der Nähe Wohnhäuser errichten - und in deren Umgebung soll es nicht zu laut werden. west