Star-Architekt: «Die Berliner wollen ihr altes Preußen wieder haben»

Der geplante Wiederaufbau der historischen Fassade des Berliner Hohenzollern-Schlosses hat nach Ansicht des Architekten Günter Behnisch wenig mit Architektur zu tun. «Die Berliner wollen ihr Schloss, sie wollen ihr altes Preußen wieder haben», sagte der Erbauer des letzten Bundestagsgebäudes in Bonn der Nachrichtenagentur dpa.

Architektonisch mache die Schloss-Rekonstruktion keinen Sinn. Das sei eher eine politische oder gesellschaftspolitische Aktion. «Sie wollen ihr Schloss noch mal bauen, auch wenn es eine Kopie ist. Vielleicht ist ganz Berlin eine Kopie», so der 80-jährige Architekt. «Wenn der Schlossplatz das Herz der Stadt ist gehört da etwas hin, was heute das Herz darstellt und nicht, was vor 200 Jahren das Herz war. Das neue Berlin sollte auch sein neues Gesicht in seiner Mitte zeigen. Man sollte so viel Mut haben, das neu zu machen. Das will man aber offensichtlich nicht.»

Aber wenn man restaurieren wolle, dann solle man das Schloss vollständig restaurieren, auch wenn es ein finanzieller Kraftakt werde, meinte der Architekt. Er akzeptiere auch «die etwas weinerliche Stimmung der Bürger, die sagen, «wir wollen unser altes Berlin wieder haben, es ist so viel kaputt gegangen». Natürlich gibt es schmerzliche Lücken in der Stadt, und die Berliner wollen etwas von ihrem alten Leben herüberretten in die Zukunft.»

Wenn man es unter diesem Gesichtspunkt betrachtet, sei es vielleicht auch gar nicht «so wahnsinnig wichtig, ob das genau Schlüter wird oder nicht». Zu verwenden sei das wiederaufgebaute Schloss aber kaum. «Das beißt sich doch alles hinten und vorne.» dpa