Strieder will Mega-Mall am Alex

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Peter Schubert

Bausenator Peter Strieder (SPD) will offenbar eigenmächtig die Pläne für den neuen Alexanderplatz über den Haufen werfen und auf dem Degewo-Gelände zwischen Alexander- und Dircksenstraße ein riesiges Einkaufszentrum genehmigen. Mehr als 80 000 Quadratmeter soll die Passage umfassen und wäre damit mit Abstand die größte in Berlin. Zum Vergleich: Die Potsdamer Platz Arkaden umfassen rund 40 000 Quadratmeter.

Der Einzelhandelsverband ist entsetzt und befürchtet, dass der gesamte Einzelhandel in der östlichen City aus den Fugen gerät. Im Bezirksamt Mitte hält man Strieders Absichten sogar für rechtswidrig.

Der Reihe nach: Es geht um das Gelände des ehemaligen Ost-Berliner Polizeipräsidiums zwischen Alex und Jannowitzbrücke. Für rund 20 Millionen Euro hatte die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft Degewo das (an die Form einer Banane erinnernde) Gelände dem Land Berlin abgekauft, um es als Kerngebiet mit einer Mischung aus Wohnen, Büros und Geschäften zu entwickeln und an Investoren zu verkaufen. Aushängeschild sollte ein 150 Meter hoher Turm des Architekten Hans Kollhoff werden.

Doch die Vermarktung, insbesondere der Büroflächen, läuft offenbar schleppend bis schlecht. «Dafür verzeichnen wir ein großes Interesse an Malls oder Kaufhäusern», sagt Degewo-Vorstand Thies-Martin Brandt. Sein Unternehmen verhandele mit drei potenziellen Investoren. Das Problem: In dem von der BVV Mitte Dezember 2000 verabschiedeten Bebauungsplan-Entwurf steht klipp und klar, dass ein Einkaufszentrum auf dem Areal «nicht zulässig» ist. Und selbst großflächige Einzelhandelsbetriebe, das wären etwa Elektronikmärkte mit 1200 Quadratmetern, dürften nur «ausnahmsweise zugelassen» werden. Eine weitere Shopping-Mall verstößt laut Bauverwaltung auch «gegen die gemeinsame Landesplanung zwischen Berlin und Brandenburg».

Was also tun? Die Degewo wandte sich daraufhin an Strieder und erbat eine Ausnahmegenehmigung. Die steht zwar noch aus. Brandt zufolge habe Strieder jedoch «Aufgeschlossenheit signalisiert, mehr auf die Interessen von Investoren Rücksicht zu nehmen».

Im «Fall Banane» steht der Senator offenbar aber selbst im eigenen Hause allein auf weiter Flur. Nach Informationen der Berliner Morgenpost soll sogar Senatsbaudirektor Hans Stimmann gegen das Mall opponiert haben. Und Strieders Fachbeamte gaben in interner Runde zu Protokoll, dass die Pläne nicht genehmigungsfähig seien. Den SPD-Landesvorsitzenden ficht das alles offenbar nicht an. Aus seiner Sicht herrscht am Alex «tote Hose». Da sei «noch sehr viel Potenzial», ließ er verlautbaren.

«Rational ist es für mich nicht nachvollziehbar, warum Strieder das mit solcher Vehemenz verfolgt», rügt Nils Busch-Petersen, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes Berliner Einzelhandel. Er befürchtet eine «enthandelte Stadt» - das Ende der traditionellen Einkaufsstraßen. Busch-Petersen fordert vom Parlament, die drohende «Fehlentscheidung zu kippen».

Ein Wunsch, den auch die anderen Alex-Investoren teilen. «Das konterkariert alle bisherigen Pläne», ärgert sich Martin Ernst von der Deutschen Interhotel. Und Rainer Boldt, Direktor der Dresdner Bank und Sprecher der Interessengemeinschaft Friedrichstraße, warnt: «Das wären ja auf einen Schlag zwei Gesundbrunnen-Center mehr.» Zumal am inneren Alex ohnehin rund 170 000 Quadratmeter Einzelhandelsfläche hinzukommen sollen - summa summarum wären das fünf Mal der Potsdamer Platz.