Der Sommer bleibt weg

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Florentine Anders

Niemand redet gern darüber - und dennoch ist es kein Geheimnis: Das Saisongeschäft verläuft ebenso mies wie die Wetterkurve. Seit nunmehr einer Woche gab es keinen einzigen Sommertag, und aus meteorologischer Sicht war das die entscheidende Woche. Nicht nur laut Siebenschläferregel, sondern auch nach den langjährigen Aufzeichnungen des Wetteramtes ist die Witterung jetzt ausschlaggebend für den gesamten Juli und August. Mit 80-prozentiger Wahrscheinlichkeit wird sich die derzeitige Wetterlage halten.

«Noch geht es», sagt Maurice Mielke, Kellner vom Terrassencafé des Hilton auf dem Gendarmenmarkt, «doch wenn es so bleibt, sehe ich schwarz». Missmutig rückt er die leeren Tische zurecht und beobachtet die Aufbauten für das Classic Open Air Festival. Im vergangenen Jahr habe es zu dieser Zeit einen Riesen-Andrang gegeben, erinnert er sich wehmütig. Die Besucher des Festivals werden sich wohl in dicke Decken einhüllen und am Glühwein festhalten, so wie es auf der Museumsinsel und in den Freilichtkinos bereits seit Tagen praktiziert wird.

Umsatzeinbußen müssen auch die Reeder der Fahrgastschiffe hinnehmen. Mit einer Glocke und flotten Sprüchen versucht Roderich Wolff, Passanten für das Schiff der Reederei Hadynski anzuheuern - oft vergeblich, obwohl sein Preisangebot schon weit unter dem der Konkurrenz liegt. «Das schlechte Wetter macht uns schwer zu schaffen, zumal wir durch die WM schon starke Verluste einstecken mussten», klagt Wolff. Teilweise seien die Schiffe mit fünf Gästen gefahren.

Ebenso schleppend läuft das Eisgeschäft. «Wir machen unseren Hauptumsatz derzeit mit Coffee to go», sagt Daniela Grönke, Marketingchefin vom Eiscafé Dubinsky's am Alex. Die Plätze auf der Terrasse sind leer, und die ausgesuchten Eisspezialitäten bleiben im Kasten. «Wir haben zusätzlich das Problem, dass wir am Alex noch relativ unbekannt sind», erklärt Frau Grönke. Das Café auf zwei Etagen im Cubix-Haus gibt es erst seit einem halben Jahr. Auf das Terrassengeschäft könne man in der schwierigen Startphase nicht verzichten.

Verwaist sind auch die Strandkörbe am Wannsee. «Obwohl das Wasser eine stattliche Temperatur von 20 Grad hat, bleiben die Gäste weg», sagt Horst Schwabe vom Strandbad Wannsee. Im Vergleich zum vergangenen Jahr sei der Umsatz um ein gutes Drittel zurückgegangen.