Massive Kritik an Betten-Streich-Liste der Kassenverbände

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Frank Diering

Der Marburger Bund, die Ärztekammer Berlin sowie einzelne Klinikdirektoren der Stadt haben die Betten-Streich-Liste der Krankenkassenverbände heftig kritisiert. «Wer glaubt, allein der Wegfall von knapp 5000 Betten bringe eine Kostenersparnis, der hat die Komplexität des Berliner Gesundheitssystems aus dem Auge verloren», kritisierte gestern Axel Ekkernkamp von der Berliner Ärztekammer.

Der Ärztliche Direktor der Unfallklinik Berlin verweist darauf, dass mit dem neuen Abrechnungssystem (DRGs) der Mix aus ambulant und stationär behandelten Fällen berücksichtigt werden muss. Besonders, wenn mehr ambulant behandelt werden soll, so wie es sich Gesundheitsstaatssekretär Hermann Schulte-Sasse vorstellt.

Der Marburger Bund hält den Vorschlag der Kassen für «wenig durchdacht». «Schon wieder das gleiche Lied. Berlins Krankenhauslandschaft ist zu teuer, und deshalb müssen weitere Betten abgebaut werden. Das passiert nun schon seit Jahren, ohne dass man die Kosten im Griff hat», ärgert sich Ann-Margret Baumann, Geschäftsführerin der Geschäftsstelle an der Schlossstraße. Zurzeit gibt es in den Berliner Krankenhäusern 23 100 Klinikbetten. Damit hat sich deren Anzahl innerhalb der vergangenen zwölf Jahre fast halbiert.

Der neue Krankenhausplan soll Ende des Jahres vorliegen und bis 2005 gelten. Von der viel gepriesenen Planungssicherheit für Häuser sei man also weit entfernt, sagt Baumann. Wenn zudem einer großen Anzahl von Häusern durch die inzwischen aufgelaufenen Außenstände bei den Kassen von 308 Millionen Euro die wirtschaftliche Grundlage entzogen werde, solle man nicht von einer hochwertigen Versorgung der Berliner Bevölkerung sprechen. Denn die sei allein dadurch massiv gefährdet.

Ähnlich die Reaktion aus der Universitätsklinik Benjamin Franklin (UKBF). Was die Uni-Kapazitäten anbelangt, plädieren die Kassenverbände dafür, auf die Hälfte der etwa 3700 Uni-Betten zu verzichten. Eine Größe, die der Gesamtheit der Betten des Charité-Hochhauses in Mitte und der Freien Universität entspricht. Für Peter Zschernack, kaufmännischer Direktor des UKBF, fischen die Kassen im falschen Teich: «Über einen möglichen Bettenabbau an den Uni-Kliniken macht sich zurzeit die vom Senat eingesetzte Expertenkommission Gedanken.»